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Touren Berichte

Aller guten Dinge sind Drei! - Rumänien vom 01.10.2011 bis 08.10.2011

Bereits im Juli 2011 war ich nach 2008 zum 2. Mal wieder in Rumänien unterwegs - diesmal mit Marlene und Jörg.

Am vorletzten Abend unserer Tour hatte mein rumänischer Freund Adi uns in seinem Haus in Sighisoara zum Grillen eingeladen und im Verlaufe des Abends fragte er: "Du, hast Du nicht noch ein paar Tage Urlaub im September oder Oktober? Kommst Du für ein paar Tage und dann machen wir eine kleine Tour - ein paar Tage mit den Straßenmaschinen und auch etwas Offroad mit den Hard-Enduros!"
 
Nun, ich hatte noch ein paar Tage Urlaub - leider aber nur eine Woche - und um diese zu nutzen entschied ich mich für eine Anreise mit dem Flugzeug. Zwar musste ich dadurch auf meine Gordita (R1200 GS Adv.) verzichten aber der Ersatz, den Adi besorgte, war auch nicht von schlechten Eltern: Eine KTM 990 Supermoto für die Straßen und fürs Gelände hat er ohnehin neben seiner Yamaha WR 450 noch eine zweite eines Freundes in seiner Garage stehen.

 


 

Samstag, 01.10.2011 - Flug & kleine Offroad-Tour

Also machte ich mich am 01. Oktober in aller Frühe (03:15 h) auf den Weg nach Dortmund um mit Wizzair nach Târgu Mures ins siebenbürgische Rumänien zu fliegen.
Nachdem ich mein Gepäck aufgegeben hatte, schlenderte ich etwas durch den Duty-Free-Shop und vernahm plötzlich meinen Namen über die Lautsprecheranlage: "Herr Martin, Flug nach Târgu Mures, bitte kommen Sie sofort zum Sicherheitsbereich!"
Meine Befürchtungen, dass irgendwas in meinem aufgegebenen Gepäck nicht die Zustimmung des Aufsichtspersonals fand, sollte sich bewahrheiten.
Man geleitete mich in die "Katakomben" des Dortmunder Flughafens und ein freundlicher Beamter meinte, da wäre wohl was in meiner Gepäckrolle, was nach den Bestimmungen der internationalen Luftfahrt nicht für den Transport zugelassen wäre. Da er meinen durchleuchteten Motorradhelm auf seinem Monitor sah, fragte er, ob ich vielleicht ein Reifenreparaturset eingepackt hätte, und ob da vielleicht Druckluftpatronen drin wären. Natürlich war dem so!
Also durchwühlte ich meinen Gepäcksack auf der Suche nach dem "Reifen-Repair-Set" und entnahm diesem die anstößigen Patronen.
An diesem Morgen war ich nicht der einzigste Fluggast in den Katakomben. Nach mir wurde ein Rumäne aufgefordert, seine Motorsäge doch bitte auszupacken.
 
Um 8:15 h ging es dann los. Der Flug bei schönstem Wetter war im Gegensatz zur Aussicht recht unspektakulär!
  
 
 
Nach der Landung ging alles sehr schnell. Im Null-Komma-Nichts war ich durch die Passkontrolle und ebenso schnell konnte ich mein Gepäck in Empfang nehmen.
 
Adi wartete bereits auf mich und meinte, wir müssten uns etwas beeilen, da seine Freunde mit ihren Enduro-Maschinen auf Tour seien und in Biertan Rast machen würden. Dort sollten wir mit den Enduros dazu stoßen und gemeinsam mit ihnen Offroad nach Sighisoara zurück fahren.
 
In Adi´s Haus in Sighisoara angekommen konnte ich seine Frau Roxanna, genannt Bibi, nur kurz begrüßen. Schnell in die Moppedklamotten gestiegen und schon gings mit den Enduros – Yamaha WR 450 - nach Biertan.
 
Nachdem wir dort im Rittersaal etwas gegessen hatten, kamen Hans, Adi und Dan an und nachdem auch sie sich gestärkt hatten ging es los!
 
Welchen Helm nehme ich denn jetzt ?
 
 
 
Auf Feldwegen – na ja, meist ohne irgendwelche Wege - querfeldein durch Wald, Flur und Gestrüpp ging es immer der Nase nach Richtung Sighisoara.
 
Da ich vorher keinerlei Erfahrung mit einer Hardenduro hatte, war so manches Streckenstück für mich schon eine kleine Herausforderung. Größtenteils war es „Kopfsache“ und als ich erstmal im wahrsten Sinne des Wortes „erfahren“ hatte, was mit der Maschine und der Stollenbereifung „alles ging“, funktionierte es auch und machte einen Heidenspaß. Für Adi und seine Freunde war es ohnehin eher eine gemütliche Spazierfahrt!
 
 
 
In Sighisoara wieder heil angekommen, verabschiedeten wir uns von Hans, Adi und Dan und fuhren – natürlich wieder querfeldein durch den Wald – zur Aussichtsterrasse eines Restaurants hoch über Sighisoara mit phantastischem Blick über die Stadt. Hier ließen wir den Tag ausklingen.
 
 

 


 

Sonntag, 02.10.2011

Morgens kümmerten wir uns um die Straßenmaschinen - Adi´s 1200er GS und die KTM 990 Supermoto, von mir „Kati“ genannt – und bereiteten sie für die Tour vor. Mit Radu und ein paar Gläsern schottischem Whisky planten wir dann grob die Strecke durchs Apuseni-Gebirge. Nachmittags machten wir uns auf zum 5 Sterne Hotel-Restaurant Binder Bubi. Adi und Bibi waren an diesem Tag seit einem Jahr verheiratet und hatten aus diesem Grunde ihre Familien und ein paar Freunde zum Essen eingeladen. Da ich der rumänischen Sprache kaum mächtig bin mussten Adi und Radu übersetzen und wir verbrachten einige gesellige Stunden bei leckerem Essen und Trinken.
Übrigens war zu dem Zeitpunkt der französische Schauspieler Gerard Depardieu zwecks Filmaufnahmen in Sighisoara zu Gast im Hotel „Binder Bubi". Zu Gesicht bekamen wir ihn allerdings nicht.

 

Montag, 03.10.2011 -Sighisoara - Musca

Nach dem Frühstück ging es gegen 9:30 h los. Start bei Adi zuhause in Sighisoara

 

Über Agnita fuhren wir nach Sibiu. Dort trafen wir uns mit Andy in seinem Café „come in & find out“ auf einen Kaffee. Das Wetter war für die Jahreszeit einfach unglaublich – kein Wölkchen am Himmel und über 20 Grad Celsius. Seit über 2 Monaten hatte es in Rumänien nicht mehr geregnet. Entsprechend staubig waren auch die Pisten!

 

 

 

 

 

Blick auf Sugag

 

 

 

Auf kleinen Sträßchen ging es von Sibiu aus zur Transalpina und von dort weiter nördlich ins Apuseni-Gebirge.

 

 

 

 

 

 

 

Unterwegs kauften wir an einem Straßenstand ein paar Lebensmittel ein und hinter Benice, dem Geburtsort von Adi´s Mutter, machten wir Picknick an einem wunderschönen Platz direkt am Bachlauf.

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Nachdem wir uns gestärkt hatten, fuhren wir auf einer Schotterstrecke durch die Berge bis Abrud. Hier trafen wir uns mit einem Zahntechniker-Kollegen von Adi in einem Café. Anschließend fuhren wir noch ca. 20 km weiter und fanden zwischen Bistra und Musca mit der Pensiun Casa Apuseana eine sehr nette Bleibe. Nach einer erfrischenden Dusche spülten wir den verbliebenen Staub mit einem Bier herunter und stärkten uns mit einem vorzüglichen Essen. Gegen 22:00 h fielen wir dann müde ins Bett.

Fahrtstrecke ca. 320 km, ein Großteil auf Schotter – wobei festzuhalten ist, dass die Schotterstrecken teils besser zu befahren sind, wie die teilweise mit Schlaglöchern übersäten Asphaltstrecken.

Positiv verwundert war ich über Kati – die KTM ließ sich auch mit Straßenreifen problemlos über die Schotterstrecken manövrieren. Im Gegensatz zu meiner Gordita (R1200 GS Adv.) reagierte sie zwar etwas nervöser, aber nach einer sehr kurzen Eingewöhnungszeit in keinster Weise unangenehm!

 


 

Dienstag; 04.10.2011 - Musca – Belis

Zur Stärkung ein gutes, reichhaltiges und gemütliches Frühstück – und schon ging es weiter.

Die DN 75 führte uns weiter ins Apuseni-Gebirge hinein. Bei Garda de Sus bogen wir rechts auf eine ca. 10 km lange Schotterstrecke ab, die uns in Serpentinen zur Gletscherhöhle von Scârisoara führte. Meist über tiefen losen Schotter und viele sandige Stellen kämpften wir uns nach oben – unsere Klamotten wurden mit einer dicken Staubschicht überzogen.

Zum Eingang der Höhle mussten wir noch einen kleinen ca. 500 m langen Fußmarsch zurücklegen.

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Auch in diesem abgelegen Winkel Rumäniens hat die Technik schon Einzug gehalten.

Das Drehkreuz am Zugang zur Gletscherhöhle funktioniert mit einem Barcode-Leser – allerdings meist nur nach mehreren Versuchen. Über steile Eisentreppen sind wir zur beeindruckenden Gletscherhöhle hinab gestiegen. An diesem Wochentag herrschte wenig Betrieb. Außer Adi und mir zählte lediglich noch ein Ehepaar aus Sibiu zu den Besuchern.

 

 

 

 

 

 

 

2011 10 RO 041Nachdem wir es über die gleiche Schotterstrecke wieder hinunter zur DN 75 geschafft hatten, ging es auf mehr oder weniger gutem Asphalt bis Stei.

 

Kurz hinter Sudrigiu wollten wir ursprünglich rechts abbiegen und der DJ 763 in die Berge folgen. Leider war die Strecke wegen Bauarbeiten gesperrt, so dass wir uns nach einer Alternative umsehen mussten. Weiter auf der DN 76 bogen wir in Beius auf die 764a ab.

Auf einer Bergrennstrecke ging es recht zügig über einen Pass zum Wintersportort Stâna de Vale. Ein Subaru-Allrad hielt unsere flotte Gangart recht gut mit – zumindest verloren wir ihn nie so ganz aus unseren Rückspiegeln. In Stâna de Vale verließen wir wieder den Asphalt und folgten der 108J in nördlicher Richtung durch ein wunderschönes Tal. Nach ca. 30 bis 40 km derbste Schlaglöcher und Schotter erreichten wir über die 108K und 764B die N1, die uns auf gutem Asphalt bis zur Zigeunerhochburg Huedin führte. Die Häuser der hier sesshaften Zigeuner kann man schon eher als Paläste bezeichnen. Nachdem wir die Maschinen aufgetankt hatten, fuhren wir wieder in südlicher Richtung auf der 1R in die Berge. Nach ca. 20 km erreichten wir Belis und suchten uns dort eine nette Pension.

Auch hier spülten wir uns zum Abendessen den Staub mit einem Bier herunter.

Fahrtstrecke: ca. 280 km


 

Mittwoch, 05.10.2011 -Belis – Sighisoara

Teilweise sind die Straßen in Rumänien kaum ausgeschildert. So kam es auch, dass wir uns von Belis aus auf einer kleinen Schotterstraße wieder fanden, die uns steil runter zum Lacul Fântânele führte und sich dort in nichts auflöste. Bei einer traumhaften Stille bot sich eine phantastische Aussicht über den See.

Nichts desto trotz mussten wir wieder die steile Schotterpiste hinauf, zurück nach Belis und nachdem wir die 1R schließlich doch gefunden hatten führte uns diese ein Stück am Lacul Fântânele entlang. Am See trafen wir einen 70-jährigen Rumänen, der knatternd auf seiner 50 cm³ Metrom rumänischer Produktion unterwegs war. „Alles Original!“ verkündete er stolz. Nachdem wir etwas mit ihm geplaudert hatten - Adi mehr, ich weniger wink - , setzten wir unsere Fahrt auf der 1R fort.

Die Abfahrt zur 107P haben wir dann irgendwie verpasst, was wir allerdings erst nach einigen Kilometern, bei Poiana Horea, bemerkten. Also wieder ein Stück zurück und auf der 107P nach Marisel. Dort angekommen folgten wir der 107T, 107S, 107N und 107M überwiegend auf Schotter durch wunderschöne Täler sowie über faszinierende Höhenwege und Hügel bis nach Aiud.

Anfangs wurden die Straßen wesentlich komfortabler und wir hatten den besten Asphalt unter den Rädern – allerdings nur stückweise. Wie abgeschnitten ging des Öfteren das neue Teerband nach einigen Kilometern unvermittelt in Schotter über. Ein kleiner Adrenalinschub setzte ein, als ich auf bestem Asphalt bei zügiger Fahrweise unvermittelt in einer Rechtskurve von Dreck überrascht wurde. Katis Hinterrad brach etwas - oder auch etwas mehr - aus und in bester Manier driftete ich durch die Kurve.

Zigeunerdörfer wechselten sich mit sehr sauberen ungarisch-rumänischen Dörfern ab. Auf teilweise kleinen Naturstraßen ging es weiter Richtung Osten und wir fragten uns mehr als einmal, ob wir noch den richtigen Weg eingeschlagen hatten.

Hinter Dârlos, an der Kreuzung zur N14 wurden wir von der Polizei angehalten – ich dachte schon, es gäbe einen Rüffel, weil wir (wie übrigens hier üblich!) etwas zu schnell durch die Ortschaft gefahren wären. Nach einem Blick auf die Fahrzeugpapiere und nach ein paar Worten von Adi ging es weiter Richtung Sighisoara. Auf meine Frage, was die Polizisten denn wollten, meinte Adi nur: „ Die machen auch nur ihren Job –allgemeine Verkehrskontrolle – kein Problem!“ Einen letzten Stopp legten wir in Danes im Restaurant Dracula Danes bei einem erfrischenden Getränk ein und gegen 19.00 h trafen wir wieder in Sighisoara ein. Zum Abendessen bereitete Adi eine leckere Garnelen-Reis-Pfanne und bei ein paar Gläschen Wein ließen wir die Tour Revue passieren.

Fahrtstrecke: ca. 300 km


 

Donnerstag, 06.10.2011 - kleine Runde um Sighisoara

Adi musste mit Bibi nach Brasov zur Untersuchung wegen ihres anstehenden Nachwuchses.

Kati im Schaumbad

Zuerst gönnte ich Kati ein Schaumbad bei Adi in der Waschstraße.

 

Die letzten Tage hatte Kati und auch ich genug Staub zu schmecken bekommen, so dass mir der Sinn eher nach Asphalt stand. Eine kleine ca. 250 km – Runde führte mich über Vânâtori , Cristuru Secuiesc, Lupeni und Corund nach Sovata. Anschließend ging es nach Târgu Mures und wieder zurück nach Sighisoara.

 

 

 

 

 

 

 

Hier angekommen, stärkte ich mich bei einem leckeren Milchkaffee mit Tiramisu.

Abends zog es mich bei herrlichem Wetter in die Altstadt von Sighisoara. Zu Fuß schlenderte ich durch die Gassen und ließ den Abend bei einem Bierchen auf einer Terrasse am Marktplatz ausklingen.


 

Freitag, 07.10.2011 - mit dem Geländewagen in verlassene Dörfer

Leider neigte sich mein Urlaub schon wieder dem Ende zu. Mit einem Geländewagen fuhr Adi mit mir eine mehrstündige Runde um Sighisoara.

Obwohl wir maximal nur 15 Kilometer von der Stadt entfernt waren, glaubte man in einer anderen Welt zu sein. Schon im Randbezirk von Sighisoara scheint zum Teil die Zeit ca. 100 Jahre stillgestanden zu haben. Einsame Dörfer, in denen teilweise nur noch ein paar ältere Leute leben, waren nur über Feldwege mit tief ausgefahrenen Spuren zu erreichen. Bei dem trockenen Wetter staubte das zwar gewaltig, aber man kam wenigstens hin. Bei Regen sind diese Dörfer so gut wie von der Außenwelt abgeschnitten – auch mit einem Allradfahrzeug ist dann nicht mehr viel zu machen!

In einem Dorf besuchten wir noch einen Bekannten von Adi, der 17 Jahre in Deutschland lebte und nun zeitweise hier sein Rentnerdasein verbringt. Auf seiner "Ranch" versorgt er sich u. a. selbst mit Brot, Gemüse, Obst und Schnaps. Der Schnaps hatte es übrigens in sich - aber ich brauchte ja nicht mehr zu fahren!

 

Zurück in Sighisoara musste ich leider schon wieder meine Sachen packen. Da der Flug bereits am Samstagmorgen um 6.05 h ging und ich spätestens um 5.00 Uhr am Transilvania Airport sein wollte, ließ ich mich bereits abends nach Târgu Mures bringen und nahm mir dort ein Zimmer in einer nahe am Flughafen gelegenen Pension. Im Restaurant war noch irgendeine Familienfeier zu Gange und die 3-Mann-Band spielte so laut, dass ich der Bedienung meine Bestellung regelrecht ins Ohr brüllen musste. So fiel es mir auch nicht schwer, frühzeitig die Segel zu streichen und mich zur Ruhe zu begeben.


 

Samstag, 08.10.2011

Sehr früh war ich schon auf den Beinen und schleppte meine Gepäckrolle ca. 1 km bis zum Transilvania Airport. Das Einchecken ging absolut problemlos vonstatten. Pünktlich konnte ich das Flugzeug besteigen und bei schönstem Wetter hob der Airbus A320 um 06.05 h (Ortszeit) Richtung Heimat ab.

In Dortmund erwartete mich nach den sonnigen Tagen in Rumänien nasskaltes Wetter. Auch hier ging das Auschecken recht zügig vonstatten.

Der Shuttlebus brachte mich mit meinem Gepäck zum Parkplatz und 3 Stunden später war ich wieder zuhause.

 

mein persönliches Fazit

  • Rumänien ist immer eine Reise wert und auch für einen Kurzurlaub in dieser Form bestens geeignet!
  • Rumänien ist nach wie vor ein Land mit gewaltigen Gegensätzen. Wohlstand und Armut liegen teilweise sehr dicht beieinander. Neben den neuesten Geländewagen wie etwa Audi Q7, BMW X5 oder Porsche Cayenne fahren ebenso zahlreiche Pferdefuhrwerke und alte, durchgerostete Dacias!
  • Es müssen nicht immer die ganz hohen Pässe sein. Auch das Apuseni-Gebirge mit Gipfelhöhen bis zu 1.800 m hat streckenmäßig alles zu bieten, was eine Motorradtour interessant und abwechslungsreich macht!
  • Auch in den nächsten 10 bis 20 Jahren wird man in Rumänien noch zahlreiche offizielle Schotterpisten finden!
  • Die KTM 990 Supermoto hat mächtig Spaß gemacht – allerdings möchte ich sie auf Dauer nicht gegen meine Gordita eintauschen!
  • Ebensoviel Spaß bereitete mir die Yamaha WR 450 im Geländeeinsatz – spätestens nachdem ich registriert hatte, was mit der Maschine „alles geht“!
  • Adi hat mir vor Ort und im Vorfeld einiges an organisatorischer Arbeit abgenommen – dafür kann ich ihm nicht genug danken!
  • Auch bei meiner dritten Rumänien-Reise war ich beeindruckt von der vorbehaltsfreien Gastfreundschaft!
  • Die ungarische Fluggesellschaft wizzair ist aus meiner Sicht uneingeschränkt zu empfehlen – vor allem angesichts der Kosten in Höhe von knapp 92,00 EUR. Günstiger kommt man wohl kaum nach Rumänien - und auch wieder zurück!
  • Der Zielflughafen Transilvania Airport in Târgu Mures ist zwar recht klein, für eine Anreise nach Siebenbürgen (Transsilvanien) aber unbedingt zu empfehlen!
  • Sicherlich war das nicht mein letzter Besuch in Rumänien!

 

 

Teilnehmer:

Marlene

Marlene

Marlene Transe

Honda XL 700 VA - Transalp

Joerg

Jörg

Joerg gs

BMW R 1100 GS

Adi

Adi

Adi gs

BMW R 1200 GS

Gerd

Gerd

Gerd gs

BMW R 1200 GSA

 


Vorbereitung

für 2011 zog es mich wieder nach Rumänien.

Alte Freundschaften vertiefen - neue Strecken erkunden - etwas Schotter unter die Räder nehmen!

Im Moselbikers-Forum hatte ich seit meiner 2008er Tour derart über Rumänien geschwärmt, dass sich mit Marlene und Jörg schnell zwei "Mitstreiter" fanden.

Also machten wir uns an die Planung. Leider bietet die ÖBB keine Möglichkeit mehr an, um in Düsseldorf ein Fahrzeug nach Wien verladen zu können. Und erst auf eigenen Rädern nach Hamburg zu fahren um dann mit dem Zug nach Wien zu fahren, machte auch keinen rechten Sinn. Allerdings wollten wir auch nicht die gesamte Anfahrt auf den Motorrädern bewältigen. Die Lösung: Anfahrt mit Pkw und Motorradanhänger. Mein Motorradanhänger war zwar mit 3 Standschienen versehen, aber 2 Kühe und eine Transe bauen doch etwas breit. Folglich suchten wir nach einer Möglichkeit, wie der Anhänger umgebaut werden kann, damit auch 3 größere Moppeds drauf passen. 2011 07 02 14 56Glücklich, wer einen Nachbarn hat, der aus dem Fach Metallbau kommt und zuhause eine kleine Werkstatt sein eigen nennt. Hendrik schaffte eine Möglichkeit, nach der die Standschienen auf dem Motorradanhänger sowohl über die Anhängerbreite als auch über die Länge des Anhängers variiert werden können. Für die beiden BMW´s und die Transalp war es zwar etwas eng, aber es ging!

Klar war, dass wir zumindest einen Teil der Red-Bull-Romaniacs live vor Ort erleben wollten. Schnell einigten wir uns auf eine Rundreise, ein paar Tage die Romaniacs und ein paar Tage in und um Sighisoara.

Mein rumänischer Freund Adi war ganz begeistert von unseren Plänen. Die Unterstellung des Pkw mit Anhänger bei ihm in Sighisoara sollte absolut kein Problem darstellen. Außerdem wollte er uns ein paar Tage mit seiner neu angeschafften BMW 1200 GS auf unserer Tour begleiten.

Zur Streckenplanung griffen wir auf meine Rumänienkarten und die Navisoftware zurück. Tagesetappen von ca. 300 km haben sich bisher ebenfalls auf allen meinen Touren bewährt. Klar war uns von Anfang an, dass wir in der uns zur Verfügung stehenden Zeit leider nicht das ganze Land bereisen konnten. Da Marlene und Jörg noch nie in Rumänien waren, wählten wir einen Mix aus Strecken, die ich teilweise bereits 2008 befuhr und auch für mich neuen Strecken.

Nachstehend ein paar Planungshilfen:

Allgemeine Info-Seiten im Internet:

www.karpatenwilli.com

www.rumaenien-tourismus.de

Auswärtiges Amt

Reiseberichte:

www.bikerdream.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

www.aufspur.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien - im Januar!!!

www.elisabeth-tom.ch - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

www.g-rider.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

www.fritz69.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

www.im-osten-was-neues.de.tl - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

www.land-streicher.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

www.dunehoppers.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

www.geo-reisecommunity.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

Sprachführer:

Kauderwelsch Band 52, Rumänisch - Wort für Wort, Reise Know-How Verlag, Bielefeld, ISBN-13: 978-3-89416-535-2

Kartenmaterial:

Autokarte Rumänien-Moldau, 1:650.000, Marco-Polo, ISBN-13: 9783829730310

Motorradkarte Rumänien, 1:600.000, Kartographie und Verlag Huber, ISBN-10: 3-9808364-7-9


Die Strecke

 


Anfahrt

2011 07 03 05 26Am 03.07.2011 machten wir uns vollbepackt um 05.30 Uhr in der Frühe auf den Weg. Knapp 1.900 km lagen vor uns. Über Kaiserslautern, Hockenheim, Heilbronn und Nürnberg ging es Richtung Osten. Bereits gegen 19.00 Uhr erreichten wir über Wien die ungarische Grenze. Durch die flache Puszta kamen wir in den frühen Morgenstunden in Rumänien an. Das Fahren bei Nacht in Rumänien war anfangs schon etwas abenteuerlich. Zahlreiche LKW´s donnerten mit ihrer jeweiligen Höchstgeschwindigkeit über die Straßen und auch durch die Dörfer. Langsamere Fahrzeuge werden dabei wirklich gnadenlos überholt. Nach kurzer Zeit hatten wir es aber ganz gut raus, "mit dem Strom mitzuschwimmen". Problemlos erreichten wir Sighisoara.

 

 

 

 

 

 

04.07. - Sighisoara

Bereits morgens um 07:45 h Ortszeit kamen wir in Sighisoara an.

Die Dentallabor-Praxis von Adi hatten wir dann auch recht schnell gefunden. Die Straße hatte ich sofort wiedererkannt, aber nach dem Haus musste ich dann doch schon etwas schauen. Eine von Adi´s Angestellten war schon fleißig bei der Arbeit und meinte, dass er so früh noch nicht da wäre. Er käme immer erst, wenn er wach wäre und Lust hätte. Dafür ist er halt der Chef! Also haben wir ihn per Telefon aus dem Bett, oder besser gesagt unter der Dusche, heraus geklingelt. Vollkommen überrascht, dass wir schon da waren, stand er kurz danach vor uns. „Du bist verrückt, die Nacht durchzufahren!“ begrüßte er uns aufs herzlichste.

2011 07 04 08 49Zuerst stärkten wir uns bei einem Frühstück, fuhren anschließend zur Pension, luden die Motorräder vom Anhänger und packten unsere Sachen aus. Auto und Anhänger konnten wir für die gesamte Zeit unseres Rumänienaufenthaltes sicher im abgesperrten Hof der Pension parken.

Aus Gewichtsgründen - um die Deichsellast des Motorradanhängers im Rahmen zu halten - hatten wir Jörgs und meine BMW mit fast leerem Tank transportiert. Zunächst fuhren wir daher zum Auffüllen an die Tankstelle und anschließend eine kleine Runde durch Sighisoara.

Wieder in der Pension angekommen legten wir uns ein paar Stunden zum Schlafen hin. Die nächtliche Anfahrt hatte uns doch etwas mitgenommen.

Nachmittags zog es uns zu einer ersten Besichtigung per Pedes in die Altstadt von Sighisoara. Mittlerweile hatte es auch angefangen etwas zu regnen. Das zum Unesco Weltkulturerbe zählende historische Zentrum von Sighisoara wurde in den letzten Jahren stil- und eindrucksvoll renoviert.

 

Adi musste noch arbeiten und wir trafen uns später in einem Café.

Abends holte Adi uns mit seinem Mercedes S-Klasse ab und wir fuhren zum Essen nach Danes ins Ressort Dracula – großer Komplex mit super gepflegtem Rasen, Pferdezucht, Straußvögel, Schweine, Ziegen, Schafe etc. – ein kleiner Privatzoo. Natürlich ist der Eigentümer mit Adi bekannt.

Das Essen war sehr lecker und mehr als reichlich. Die Riesenportion passte nicht auf den Teller und schaute über den Tellerrand hinaus. Übrigens waren die Preise im Verhältnis zur deutschen Gastronomie immer noch sehr, sehr günstig!

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05. 07. - sächsische Dörfer und Sibiu

 

 

Eine kleine Rundfahrt um Sighisoara stand heute auf dem Programm. Adi führte uns dabei "in alte vergessene Dörfer". Teilweise schienen die Zeiger der Zeit dort für eine ganze Weile stillgestanden zu haben. Überhaupt ist Rumänien nach wie vor ein Land mit gewaltigen Gegensätzen. Moderne trifft das Altertum könnte man sagen. Zwischen den Städten und dem Land herrschen schon teils gewaltige Unterschiede. 

Unter anderem schauten wir uns alte Kirchenburgen und Klöster in Agnita, Medias und Biertan an.

2011 07 05 11 52-01Adi sammelt alte Schilder und in einem Dorf entdeckte er ein altes Schild der Provinziale Versicherung, welches an einer Hauswand verschraubt war. 2 Jungen, die mit einem Pferd vorbeikamen, drückte er mein Leatherman in die Hand und mangels einer Leiter musste dann der Pferderücken herhalten, um das Schild abzuschrauben. Gegen einen Geldschein wechselte das Schild zum strahlenden Adi.

Natürlich besuchten wir auch Sibiu. In Andy´s Cafe "Come in & find out" stärkten wir uns mit einem Kaffee.

Unser Abendessen nahmen wir in Biertan in einem Restaurant direkt an der alten Klostermauer ein.

Wieder in unserer Pension angekommen, machten wir noch eine Flasche Wein auf und widmeten uns noch etwas dem Würfelspiel.

 

 

 

 

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06.07. Sighisoara - Târgu Neamt

 

2011 07 06 12 29Mittwochs starteten wir unsere Rundreise. Adi begleitete uns zum Start unserer Rundreise. Er bedauerte es sehr, dass er nur den einen Tag mit uns fahren konnte und bereits am nächsten Tag wieder zurück in seine Praxis fahren musste. Entlang des Tarnava Mare River fuhren wir von Sighisoara aus nordöstlich.

 

 

 

Bevor wir uns auch an diesem Tag einigen Klöstern auf der Route widmeten, warteten mit dem Lacul Rosu (roter See) sowie der Bicaz Klamm gleich zwei Höhepunkte auf uns.

 

 

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Bei der Besichtigung der Klöster Secu, Sihastria, dem Kloster Neamt, welches die älteste Mönchsgemeinde beherbergt, und dem Kloster Agapia meinte Adi irgendwann: „Was willst du jetzt Klöster besichtigen? Das kannst du machen, wenn du 80 Jahre alt bist!“ Damit hat er aber wohl nur zum Teil Recht. Wer weiß, ob wir mit 80 Jahren überhaupt noch was von Klöstern mitbekommen.

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Auf einer kurzen Strecke tauschten Adi und ich unsere Motorräder. Adi war von der Adventure restlos begeistert, wobei ich jetzt nicht so einen großen Unterschied zwischen der normalen GS und der Adventure feststellen konnte. Abends fanden wir in Targu Neamt eine nette Unterkunft und ließen es uns bei hervorragendem Essen und einigen Bierchen gutgehen. „Eden“ hieß die Pension und der Name war hier wohl Programm!


07.07. Târgu Neamt - Viseu de Sus

 

2011 07 07 09 58Leider mussten wir nach einem guten Frühstück schon wieder Abschied von Adi nehmen, der sich auf den Weg in seine Praxis machte. Marlenen, Jörg und ich hatten immer noch nicht genug von Klöstern. Wenn wir schon mal in der Gegend sind, wollten wir natürlich auch einige Sehenswürdigkeiten besichtigen. Als nächstes stand das Kloster Humor auf dem Programm. Die Klosterkirche „Adormirea Maicii Domnului“ wurde 1993 gemeinsam mit weiteren Moldau-Kirchen in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Anschließend verließen wir an einer Abbiegung die befestigte Straße und folgten einer Schotterpiste. Als wir kurz darauf durch ein Dorf fuhren, wunderten wir uns darüber, dass einige Bewohner wiederum uns verwundert ansahen und erstaunt den Kopf schüttelten. Warum, sollten wir bald erfahren. Der Schotter wurde immer gröber und bald war kein Zeichen von Zivilisation mehr zu sehen. Über größer werdende Steine führte die Strecke nun steil bergab, bis ein größerer Abschnitt von Schlamm und Matsch vor uns lag. Hut ab vor Marlene, die erst vor einem Jahr den Motorradführerschein erwarb und sich mit ihrer Transalp mehr als wacker hielt. Für den Schlamm waren unsere Reifen nicht wirklich geeignet. Das Profil setzte sich sofort zu. Aber ein zurück gab es nicht mehr. Den „Point of no return“ hatten wir schon vor einer Weile passiert. Also vorwärts, Augen auf und durch. 2011 07 07 12 52-01In der Gegenrichtung versuchte ein Kleinbus erfolglos sich dort hoch zu arbeiten. Nun denn, zumindest wo der hochkam, würden wir auch runterkommen. Rutschend und schlingernd bewegten wir uns bergab und keiner von uns konnte es vermeiden, irgendwann sein Motorrad derart in Schräglage zu bekommen, dass es mit dem ganzen Gepäck und Gewicht einfach nicht mehr zu halten war und er es auf die Seite legen musste.

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Aber letztendlich ging alles gut und ohne Schäden erreichten wir nach einigen Kilometern wieder Asphalt unter den Reifen. Danach stärkten wir uns erstmal mit Kaffee und Kuchen und mussten erst mal wieder den kirchlichen Beistand auffrischen. Hierzu besuchten wir weitere Moldauklöster, dabei durfte das Kloster Sucevita am Ciumarna Pass natürlich nicht fehlen. Eine Nonne, die ich auch schon 2008 hier getroffen hatte, fragte, wo wir noch hinwollten. Da wir für den nächsten Tag eine Fahrt mit der Wassertalbahn von Viseu de Sus auf dem Programm hatten und heute noch die Fahrkarten dafür kaufen mussten, wollten wir schon noch diesen Ort erreichen. „Das wird dann aber spät werden! Die Strecke über den Prislop-Pass ist sehr schlecht!“ meinte die freundliche Nonne und bot uns eine Unterkunft vor Ort an.

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Kurze Zeit später spürten wir, dass die Nonne eher noch untertrieben hatte. Eine verdichtete Schotterstrecke wäre vermutlich wesentlich besser gewesen, wie diese mit Kratern und aufgebrochenem Asphalt übersähte Straße, die ihren Namen nun wirklich nicht mehr verdiente. Die Vordergabel von Marlene´s Transalp schlug immer heftiger durch und an ein schnelles Vorankommen war in keinster Weise zu denken. Wir wollten aber unbedingt noch Viseu de Sus erreichen, dort im Zughotel einchecken und auch die Fahrt mit der Wassertalbahn für den Folgetag klarmachen. Kurzerhand habe ich das Fahrwerk meiner Adventure auf den Geländemodus sowie mich selbst auf die Fußrasten gestellt und bin vorgefahren. Nach einiger Zeit hatte ich die passende Geschwindigkeit gefunden und es machte sogar riesig Spaß!. Bei 80 bis 90 km/h bügelte das Fahrwerk die meisten Unebenheiten einfach weg – bei größeren Kratern in der Fahrbahn musste ich entweder ausweichen oder halt doch die Geschwindigkeit verringern. Letztendlich erreichte ich „just in time“ kurz vor Toresschluss die Station der Wassertalbahn. Die nette und freundliche Chefin sprach sehr gut Deutsch – kein Wunder ist sie doch mit einem Bayern verheiratet – und das günstige Angebot 210 LEI für 2 Übernachtungen im Schlafwagen mit Frühstück, 1 Abendessen und die Fahrt mit der Wassertalbahn fand erst meinen und später auch Marlene´s und Jörg´s Gefallen. Nach einiger Zeit trafen auch diese wohlbehalten ein und nach dem einchecken stärkten wir uns in einem Lokal im Ort bei leckerem Essen.

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08.07. Wassertalbahn

2011 07 08 07 12Heute wollten wir die Motorradsitzbank mit einem Zugabteil tauschen und ein Bahnabenteuer in den Karpaten erleben. Nach einem sehr guten Frühstück erlebten wir das Schauspiel mit der Dampflok. 2011 07 08 07 52-01Der Zug war so gut wie ausgebucht und schon ging es los durch das urtümliche Wassertal. Die Waldbahn von Viseu de Sus liegt im Norden Rumäniens unmittelbar an der ukrainischen Grenze. Sie ist ein einzigartiges technisches Kulturgut: Auf einem Streckennetz von knapp 60 Kilometer Länge verkehren – neben Dieselloks – bis heute holzbefeuerte Dampflokomotiven, womit die CFF Viseu de Sus (Caile Ferate Forestiere) weltweit wohl die letzte echte Waldbahn mit Dampfbetrieb darstellt. Die Schmalspurbahn führt kurvenreich, über Brücken und durch Tunnels, entlang dem Wasserfluss in ein wildromantisches Karpatental. Die Bahn erschließt ein riesiges Waldgebiet, wo weder Strassen noch Dörfer existieren, dafür aber Bär und Wolf heimisch sind. Als Anfangs die Urwälder erschlossen wurden, flössten deutschsprachige Kolonisten das geschlagene Holz hinunter nach Viseu de Sus in die Sägewerke. 1932 begann man mit dem Bau der Waldbahn, die gegenüber der Flösserei einen enormen technischen Fortschritt bedeutete. Damals waren vor allem im Karpatenraum Waldbahn sehr verbreitet. Das Funktionsprinzip dabei war denkbar einfach. Am Wasserlauf entlang wurden die leeren Holztrucks von den kleinen Loks bergauf gezogen und die schwer beladenen Züge konnten dann bergab ins nächste Sägewerk rollen. In Rumänien existierten 1970 gut 3.600 km Waldbahnstrecken und bis 1986 wurden sogar noch neue Dampflokomotiven gebaut. Ende der 80er Jahre gab es noch immer 15 „CFF´s“ mit einem Streckennetz von rund 1.000 Kilometern. Heute ist die Wassertalbahn die einzige noch funktionierende Waldbahn Europas – alle anderen Strecken sind mittlerweile stillgelegt. Die CFF Viseu de Sus gilt als private Werkbahn. Um die Dampflokomotiven für Personenzüge möglichst lange betriebsfähig erhalten zu können, werden vor den Produktionszügen mittlerweile mehrheitlich Dieselloks eingesetzt. Von Frühling bis Herbst verkehrt mehrmals in der Woche ein Dampfzug für Touristen ins Wassertal bis zur Station Paltin und zurück. Die genauen Abfahrtszeiten sowie Infos über Sonderzüge findet man unter www.cffviseu.com. Die Fahrt war äußerst entschleunigt und alle paar Meter fanden sich Fotomotive en Masse. Kühlung fanden die Dampfloks dadurch, indem einfach Wasser mit einem Schlauch aus dem angrenzenden Wasser entnommen wurde. Auch das Wasser zur Dampfaufbereitung wurde auf diese Art den Loks zugeführt. In Paltin angekommen, fanden wir eine große Barbecue-Landschaft vor. Neben der Möglichkeit, hier selbst mitgebrachtes auf den Grill zu legen, hatte man auch die Gelegenheit, sich an einem urigen Imbisstand zu versorgen. Abends ließen wir uns im Zugrestaurant das sehr leckere Essen schmecken, bevor wir uns nach einem erlebnisreichen Tag zur Ruhe begaben. 

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09.07. Viseu de Sus - Cluj Napoca

 

2011 07 09 09 04Bevor wir losfahren konnten, mussten wir erst die vordere Radabdeckung von Marlene´s Transalp abbauen, um die Räder von dem festgebackenem Schlamm, den wir uns 2 Tage vorher "eingefahren" hatten, zu befreien. Die Fahrt nach Sighetu Marmatiei führte uns durch das Iza-Tal. Orte mit alten Holzkirchen und geschnitzten Haustüren prägten das Bild.

 

 

 

 

 

 

 

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Obwohl die Straßen eher einem Feldweg glichen, freute Marlene sich darüber, dass heute kein off-road angesagt war. In Sighetu Marmatiei überlegten wir kurz, ob wir nicht doch einen Abstecher in die nur einen Steinwurf entfernte Ukraine machen sollten. Allerdings schreckten uns die wahrscheinlich zu erwartenden Grenzformalitäten ab und wir fuhren zum nordwestlichsten Punkt unserer Tour – zum lustigen Friedhof von Sapanta. Der Friedhof ist bekannt für seine bunten Kreuze und ein Besuch darf eigentlich auf keiner Rumänienreise fehlen. Die Bemalungen zeigen lustige Szenen aus dem Leben oder dem Beruf der Verstorbenen. Die Philosophie des Friedhofes unterscheidet sich von den Kulturen anderer Völker, in denen der Tod als eine traurige Veranstaltung gesehen wird und erinnert an die dakische Kultur, in der der Tod ein Grund zur Freude war, weil die verstorbene Person ein besseres Leben erreichen kann.

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Von Sapanta aus mussten wir wieder zurück und von Sighetu Marmatiei aus folgten wir nun der DN18 in Richtung Süden. Durch eine traumhaft schöne Landschaft aber fast ebenso schlechte Straßen kamen wir zu unserem Etappenziel Cluj Napoca oder auf Deutsch Klausenburg. Die 300.000 Einwohner-Stadt empfing uns mit Großstadt-Flair. Unterkunft fanden wir im Hotel Meteor und auch für unsere Motorräder fand sich eine adäquate Bleibe. An den Gästen vorbei manövrierten wir diese in den Innenhof. Abends flanierten wir etwas durch die Fußgängerzone, stärkten uns mit Pizza und Cocktails und schauten dem Bunten Treiben in der Stadt eine Weile zu, bevor wir uns zur Ruhe begaben.

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10.07. Cluj Napoca - Deva

 

 

2011 07 10 09 06Von Klausenburg aus fuhren wir zunächst in südwestlicher Richtung. Je weiter wir uns von der Metropole entfernten, um so schöner wurde die Landschaft. Das Apuseni-Gebirge war ein weiterer Leckerbissen auf unserer Tour. Kleine Sträßchen mit Schotter und Split führten uns durchs Gebirge.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei Marisel auf 1.300 m Höhe fand ein großes traditionelles Fest statt. Hier mussten wir natürlich Rast machen. Neben Gebrauchsgegenständen wie Töpfen und Pferdegeschirr wurden auch Spielsachen und jede Menge Kulinarisches angeboten. Dabei scheinen die Menschen dort einen kräftigen Appetit zu haben – zumindest gemessen an den Unmengen von Fleisch, was auf diversen Grills vor sich hinbrutzelte. Die DN 76 führte uns von Brad nach Deva. Eine Auffahrt zur Burg war leider nicht möglich. Lediglich eine Zahnradbahn führte hinauf, wobei wir zu deren Benutzung keine Lust verspürten. Wir fuhren weiter und suchten uns ein paar Kilometer hinter der Stadt ein Quartier für die Nacht. 

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11.07. Deva - Eisernes Tor

 

Heute wollten wir zum Eisernen Tor, dem Durchbruchstal an der Donau. Leider führte keine Strecke durch die Berge, so dass wir uns durch die Ebene kämpfen mussten. Wie am Vortag auch, war es sehr heiß und wir wären weitaus lieber in den Bergen geblieben. Ein erfrischendes Bad in der Donau sollte aber schon als Belohnung der Tagesstrapazen als Belohnung auf uns warten. Touristisch interessant war lediglich der Besuch der Burg in Hunedoara.

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12.07. Eisernes Tor und Serbien

 

2011 07 12 06 48-02Für heute stand eine kleine Rundtour entlang des Eisernen Tor´s und durch Serbien auf dem Programm. Von unserer Unterkunft aus fuhren wir nach Orsova und auf der DN 6 an der Donau, die hier die Grenze zu Serbien bildet - entlang. Kurz vor Drobeta Turnu Severin führte eine Straße über das Kraftwerk „Eisernes Tor 1“ nach Serbien. 1972 zum Zeitpunkt der Fertigstellung zählte das Kraftwerk als weltweit größtes Flusskraftwerk der Welt mit einer Engpassleistung von 2.052 Megawatt. Oberhalb der Staumauer entstand durch den Rückstau der 150 Kilometer lange Djerdapsee. 2011 07 12 09 35

 

 

 

Die Grenzformalitäten stellten sich als äußerst unproblematisch dar.. Auch hier gewährte man uns als Motorradfahrern einen Sonderbonus – wir durften an der wartenden Autoschlange vorbei zur Grenzstation vorfahren. Mit einem freundlichen „Dobar dan“ wurden wir begrüßt, bekamen einen Stempel in unseren Reisepass gedrückt und schon waren wir drin – in Serbien.

 

Die weitere Fahrt entlang der Donau bot uns beeindruckende Ausblicke – unter anderem auf das Kloster Mraconia und auf Decebal, den letzten dakischen König.

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Ein Stück hinter Golubinje auf der Uferstraße M25.1 bogen wir links ab und schraubten uns über eine kurvenreiche Schotterstrecke den Berg hinauf. Hier mussten wir an Adi´s Ausspruch denken: „Serbien – totes Land!“ Auch in dieser Einöde leben Menschen. In Miroc, eher einer kleinen Ansammlung von Häusern als einem Ort, brannten einige Kohleöfen und produzierten Nachschub für den nächsten Winter.

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Auch auf dieser Strecke fanden wir unzählige Schlaglöcher im Schotterband. Zu allem Überfluss bekam Marlene auf ihrer Transalp immer mehr die Schläge von der Vordergabel in den Armen zu spüren. Wir stellten einen feinen Ölfilm am linken Gabelholm der Transe fest: „Da ist wohl der Simmerring beschädigt!“.  In Brza Palanka erreichten wir wieder die Donau und folgten derem Lauf zurück zum Kraftwerk 1. Die Ausreise aus Serbien und die Einreise zurück nach Rumänien war ebenfalls absolut unproblematisch. Auch diesmal wurden wir aufgefordert, an den wartenden Autos vorbei zu fahren. Auf der Rückfahrt zu unserer Pension machte ich in Orsova Halt und suchte einen Friseur auf. Meine „Matte“ ließ ich entsprechend der hochgehaltenen Finger auf 2mm kürzen. Zurück in der Pension nahmen wir ein erfrischendes Bad in der Donau und relaxten im Liegestuhl – ehrlich gesagt war es ein Nickerchen!

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13.07. Eisernes Tor - Transalpina

 

2011 07 13 08 04Eigentlich hatten wir vor, die nächsten Tage quer durch die Walachei und die südlichen Ausläufer der Südkarpaten über Brasov nach Sibiu fahren. Bedingt durch den siffenden Gabelholm der Transalp planten wir aber kurzerhand um. Über die Transalpina wollten wir nun direkt nach Sibiu, um dort einen Austausch des Simmerrings vorzunehmen. Leider war in Rumänien kein Simmerring für die Transalp zu bekommen. In Telefonaten mit Adi klärten wir ab, dass Radu in seiner Hobby-Werkstatt als „Notbehelf“ etwas Öl in die Gabelrohre füllen sollte. Zuerst suchten wir in Orsova eine Werkstatt auf, in der die freundlichen Mechaniker den Gabelholm mit einer Plastiktüte und einigen Kabelbindern schützten und so verhinderten, dass zu viel von dem Öl sich in der Landschaft verbreitete. Außerdem hatte ich am Vortag eine Schraube vom Halter meines Navi´s verloren, die dort gegen einen kleinen Beitrag für die Kaffee-Kasse ersetzt wurde.

 

In Baile Herculane bogen wir rechts auf die DN67D ab und nach einigen Kilometern über die kurvige Straße machten wir in Baia de Arama Rast. Bei Kaffee und laugenartigen Brezeln mit Mohn stärkten wir uns für die Weiterfahrt. Am Nachbartisch waren 2 Männer in ihr Backgammon-Spiel vertieft. Insgesamt hatten wir den Eindruck, dass gerade auf dem Land die Uhren noch etwas langsamer ticken und die Leute sich mehr Zeit füreinander nehmen.

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Einige Kilometer hinter Baia de Arama machten wir noch einen Abstecher zum Kloster Tismana, dem ältesten noch vorhandenen Kloster in der Walachei.

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Auf der Transalpina führten dann ein paar geschotterte Strecken ab. Marlene wollte sich das selbst und vor allem ihrer Transalp nicht mehr antun. Sie nistete sich in einem Café ein, während Jörg und ich noch auf einer kleinen Schotterrunde die nähere Gegend erkundeten. Da unsere Maschinen ohnehin schon dreckig und schlammverkrustet waren, nahmen wir dabei jede Pfütze mit. Anschließend fuhren wir wieder gemeinsam auf der Transalpina nordwärts.

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Der Tag neigte sich dem Ende zu und dunkle Regenwolken zogen am Horizont auf. Bei Ranca auf über 1.800m Höhe suchten wir uns ein Quartier. Als Verdauungsschnaps genehmigten wir uns einen Tuica, den traditionellen rumänischen Pflaumenschnaps, der hier allerdings warm serviert wurde. Der Vergleich zu Jagertee ist sowohl vom Geschmack als auch von der Wirkung her nicht von der Hand zu weisen!

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14.07. Transalpina - Cisnadioara

 

2011 07 14 09 19Verständlicherweise wollte Marlene mit ihrer lädierten Transalp so wenig Schotter wie möglich fahren. Allerdings konnten wir ein derartiges Versprechen nicht geben, da auch in den Karten gelb eingezeichnete Straßen durchaus nicht immer geteert waren. Außerdem schien es so, dass Straßenbauer ein vielbeschäftigter Job in Rumänien ist – fast überall im Land fanden wir kleinere und auch riesengroße Straßenbaustellen. So gut wie möglich mussten wir es mit der Transalp bis Sibiu schaffen und dann weitersehen. Im schlimmsten Fall müssten wir die Transalp mit dem Anhänger in Sibiu abholen und Marlene als Sozia weiter mitfahren.

 

 

Weiter ging es auf der Transalpina, die teilweise beeindruckende Aussichten bot. Bei Dobra bogen wir ab Richtung Sibiu. Die Strecke über den kleinen Pass direkt hinter Dobra war eine größere Baustelle und spätestens hier hätten wir ein Versprechen, nicht mehr über Schotter nach Sibiu zu fahren, brechen müssen. In teilweise engen Schotterkurven kämpften wir uns den Pass hinauf.

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Vor Poplaca wurde es noch heftiger. Ein größerer Streckenabschnitt führte uns zwar eben aber doch durch tieferen und losen Schotter. Für mich war hier wieder ESA auf Geländemodus, stehend fahren und höhere Geschwindigkeit angesagt. In Poplaca wartete ich dann auf Marlene und Jörg. Zwei rumänischen Jungen vor einem Lebensmittelgeschäft spendierte ich einen Müsli-Riegel. Zum Dank klatschten sie ab. Aus dem Hof, vor dem wir unsere Motorräder abgestellt hatten, kam ein Mann und drückte mir die Doktorarbeit seines Bruders in die Hand. Dieser hatte sich in seiner Arbeit mit der Geschichte und Entwicklung des Dorfes beschäftigt. Ich gehe mal davon aus, dass er die Arbeit – nicht so wie einige deutsche Politiker – auch selbst geschrieben hat. Die letzten Kilometer bis nach Cisnadioara, zu deutsch Michelsberg, hatten wir endlich mal wieder Asphalt unter den Rädern. Unterkunft fanden wir in der selben netten Pension, die bereits 2008 Nicu für mich besorgt hatte. Den Staub und die Anstrengungen des Tages spülten wir mit ein paar Bierchen hinunter.

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15.07. Cisnadioara - Sibiu - Balea Lac

 

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Heute stand die Transfagarasan mit Balea Lac, ein Besuch bei Ioana´s Schwester und die „Quartierverlegung“ nach Sibiu auf dem Programm. In Sibiu hatten wir wegen der Red-Bull-Romaniacs im Vorfeld über Adi bereits eine Pension gebucht. Für den nächsten Tag hatten wir mit Radu einen Termin vereinbart um uns um den Gabelholm der Transalp zu kümmern.

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Da die Strecke über die Transfagarasan komplett geteert war, wollte Marlene es mit der lädierten Transalp versuchen. Nach wie vor ist diese Passstrasse ein Highlight einer Rumänien-Tour, die einen mit herrlichen Ausblicken bis weit ins Tal belohnt. Bei Balea Lac mussten wir natürlich im „See-Restaurant“ einkehren und uns bei leckerer Mamaglia mit Käse stärken.

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Wieder in der Ebene angekommen statteten wir der Schwester von Ioana in Carta einen Besuch ab. Ioana hatte ich bei meiner 2008er Tour bei Balea Lac kennengelernt. Wir wurden aufs herzlichste empfangen und mit leckeren Köstlichkeiten aus dem eigenen Garten bewirtet. Im Gespräch mit der netten Schulleiterin erfuhren wir so manches aus dem Leben in Rumänien.

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Zurück in Sibiu suchten wir unser Quartier auf und schauten uns danach an, was Andy mit seinen Jungs auf dem Boulevard für den morgigen Prolog der Red-Bull-Romaniacs als Parcour aufgebaut hatte. Auch hier wurden die Maßnahmen vom Kostendruck diktiert. Nicht ganz so spektakulär wie 2008 aber immer noch mehr als ausreichend, um die meisten Fahrer ins Schwitzen zu bekommen, präsentierte sich uns die Strecke. Mit einem Hobby-Fahrer von Touratech hielt ich noch einen kleinen Plausch.

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Abends holte Nicu uns mit seinem Auto ab. Seine Frau Nicoletta hatte ein paar Tage vorher Geburtstag und aus diesem Grunde waren wir mit weiteren Freunden von ihnen zum Grillen nach Cisnadie – zu deutsch Heltau – eingeladen. Wir verbrachten einen sehr schönen Abend in geselliger Runde. Mit Cola-Whisky schlugen die Jungs eine ganz schöne Schlagzahl an. Weit nach Mitternacht fuhr Nicoletta uns wieder in die Pension nach Sibiu.

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16.07. Red Bull Romaniacs - Prolog

Nach dem Frühstück kam Radu mit seinem Motorroller vorbei. Jörg mit der Transalp und ich mit meiner Adventure fuhren mit ihm in seine Hobbywerkstatt und widmeten uns dem Gabelholm. Als versierter Schrauber war es für Radu nur eine Kleinigkeit, etwas Öl in den Holmen einzufüllen und das Standrohr wieder mit einer Plastiktüte zu schützen.

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Gegen Mittag stand dann der Auftakt der Red-Bull-Romaniacs auf dem Programm. Dies war wieder ein großes Spektakel der ganz besonderen Art. Anfangs war das Wetter noch ganz o.k. - aber.... Wie die letzten Jahre auch, durfte der Regen nicht fehlen. Teilweise heftige Gewitterschauer prasselten auf uns nieder. Andy´s Freundin meinte nur lapidar und ganz leicht ironisch: "Irgendetwas hatte ja auch noch gefehlt in diesem Jahr!"

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Nach der Veranstaltung schlenderten wir noch etwas über den großen und den kleinen Platz in Sibiu. 

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17.07. Red Bull Romaniacs & Paltinis

 

 

Unmittelbar am nordöstlichen Stadtrand von Sibiu fand der erste Tag der Red-Bull-Romaniacs im Gelände statt. Wir suchten uns einen Platz aus, von dem wir einen Großteil der Strecke und insbesondere die Hill-Climbing-Strecke überblicken konnten. Am Anfang des Geländes parkten wir unsere Motorräder direkt neben dem Mannschaftsbus der Polizei. Somit waren unsere Maschinen gut bewacht. Martin Freinademetz und Andy, die beiden Hauptorganisatoren der Veranstaltung fuhren sogar ohne Helm auf der Strecke. Absolut beeindruckend wie die Teilnehmer den Parcour bewältigten. Auch einige weibliche Nachwuchsfahrerinnen schlugen sich auf dem Hill-Climbing-Abschnitt unter dem Beifall der Zuschauer mehr als beachtlich!

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zahlreiche Bilder der Veranstaltung findet ihr natürlich in der Bilder-Galerie!

 

Nach der Veranstaltung hatten wir ja für den Tag kaum im Sattel unserer Motorräder gesessen. Also beschlossen wir, Paltinis, dem mit 1.450m höchstgelegenen Erholungsort und gleichzeitig der erste Höhenkurort in Rumänien (1894), einen Besuch abzustatten. Hier stärkten wir uns mit der rumänischen Version von Apfelstrudel.

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Abends schlenderten wir durch Sibiu und konnten noch Teile einer Opernaufführung auf dem großen Platz sehen. 

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18.07. Transfagarasan - Brasov

 

 

2011 07 18 09 01-01Heute nahmen wir Abschied von Sibiu und der Pensiunea Alexia. Über die Transfagarasan wollten wir, mit einem Abstecher zum Dracula-Schloß in Bran, nach Brasov fahren. Scheinbar war an dem Gabelholm der Transalp doch nicht so viel Öl ausgetreten wie vermutet. Nach der „Notreparatur“ war die Federung der Vordergabel nun etwas zu hart. Die paar Tage bis zum Ende unserer Tour sollte das aber reichen, vor allem, da wir nun mehr auf Teerstraßen unterwegs sein wollten.

 

 

 

 

 

 

Die Transfagarasan war wieder einmal beeindruckend. Diesmal fuhren wir die südliche Rampe weiter am Stausee Lacul Vidraru entlang bis nach Curtea de Arges. Dort schauten wir uns natürlich wieder einige kirchliche Bauten an. Es war wieder sehr heiß und hier hatten sie extra einen großen Sonnenschirm zum Schutz von sonnengeplagten Motorrädern mit ihren Fahrern aufgestellt.

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Richtung Bran folgten wir dem Flusslauf des Raul Dambovita. Bei Rucar windete sich die Straße wieder etwas höher und auf Getreidefeldern standen neben den Heugarben von Steinmetzen geschaffene Büsten und Figuren.

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Weiter der DN73 folgend erreichten wir nach einiger Zeit Bran. In diesem blutrünstigen Ort dreht sich alles um Vlad Tepes alias Dracula. Eine Besichtigung des Schlosses war natürlich ein absolutes Muss.

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Um nach Brasov zu kommen, mussten wir uns etwas beeilen, denn von Südwesten her zogen dunkle Gewitterwolken heran, die uns vor sich hertrieben. In Brasov angekommen, klapperten wir erst ein paar Pensionen ab, die aber alle voll belegt waren. Unterschlupf fanden wir schließlich in einem günstigen Hotel. Nachdem wir uns aus den Motorradklamotten geschält und frisch gemacht hatten, erkundeten wir das Zentrum von Brasov zu Fuß. An Minderwertigkeitskomplexen leiden die Bewohner offensichtlich nicht. Mehrfach konnten wir den Spruch “Brasov – Probably the best City in the world” lesen. 

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19.07. Poiana Brasov  & Rasnov

 

2011 07 19 22 08Für heute hatte Marlene sich was ganz besonderes einfallen lassen – eine „Frühstücks-Geburtstags-Torte“ für Jörg, der an diesem Tage seinen 32. Geburtstag feierte. Wie oft er gerade diesen Geburtstag bisher schon feierte, verschweigen wir an der Stelle lieber ;-))

Die netten Bedienungen des Hotels steckten eine nach der anderen Kerze auf den Kuchen und sahen dabei immer fragend in die Runde, ob es denn nicht bald genug wäre! Ganz so schlimm war es auch wieder nicht – jedenfalls schaffte Jörg es mit einmaligem Pusten alle Kerzen auszublasen. Der Kuchen schmeckte übrigens hervorragend!

 

 

 

 

 

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Für den Rest des Tages bis zum Nachmittag, gingen wir dann getrennte Wege. Da ich bereits 2008 schon mal in Brasov war, wollte ich lieber gleich eine Runde mit dem Mopped drehen. Zunächst zog es mich nach Poiana Brasov, einer der bekanntesten Wintersportorte Rumäniens. Hier schlenderte ich etwas umher, besichtigte eine alte Holzkirche und kaufte noch ein paar Souvenirs ein. Nach einem stärkenden Milchkaffee ging es weiter nach Rasnov – zu deutsch Rosenau. Leider war bereits die Zufahrt zur Bauernburg gesperrt und nur für die eigenen Busse passierbar.

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Daher verzichtete ich dann doch auf eine Besichtigung und fuhr in einem Bogen zurück nach Brasov. Dort besichtigte ich eine der auf einem Hügel gelegenen mittelalterlichen Stadtbefestigungen.

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Nachmittags traf ich mich wieder mit Marlene und Jörg im Hotel und wir vertilgten den Rest der leckeren Geburtstagstorte. In dem bedeutendsten geschichtlichen Bauwerk und zugleich dem Wahrzeichen der Stadt, der evangelischen schwarzen Kirche, fand abends ein Orgelkonzert auf der Buchholz Orgel statt. Die Orgel in der schwarzen Kirche ist mit 4 Manualen und 63 Register die größte der über 140 Orgeln der Berliner Orgelbaufamilie. Anschließend nahmen wir ein reichhaltiges Abendessen ein und feierten in einem netten Café Jörgs Geburtstag.

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20.07. Brasov - Gheorgeni - Sighisoara

 

Leider neigte sich unser Urlaub so langsam dem Ende zu. Heute sollte der letzte Tour-Tag auf dem Motorrad sein. Der direkte Weg über Miercurea Ciuc nach Sighisoara wäre einfach zu kurz gewesen. Also bauten wir noch eine Runde über Gheorgheni und Sovata mit ein. Noch einmal wollten wir die Eindrücke von Land und Leuten in uns aufnehmen.

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Gegen Abend trafen wir dann wieder in unserer Pension in Sighisoara ein. Den Schlüssel von meinem Auto hatte ich in der Pension gelassen, damit sie bei Bedarf den Wagen und Anhänger rangieren konnten. Dies war scheinbar aber nicht nötig – Auto und Motorradanhänger standen noch genauso dort, wie wir die Pension verlassen hatten. Für den Abend hatte Adi uns zum Grillen eingeladen. Die Portionen an Fleisch, die er auf den Grill legte, hätten wahrscheinlich für eine ganze Kompanie gereicht! Leider spielte das Wetter an diesem Abend nicht mehr so ganz mit. Mit Regenschirmen schützten wir das Feuer und das Grillgut vor dem Nass. Trotz alledem hatten wir viel Spaß und verbrachten einen schönen und kurzweiligen Abend.

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Irgendwann an dem Abend meinte Adi: „Du, hast du nicht noch ein paar Tage Urlaub Ende September Anfang Oktober?“ Der weitere Dialog:

Ich: „Ich habe noch 5 Tage Urlaub offen – warum fragst du?“

Adi:„Kommst du ein paar Tage und wir machen gemeinsam eine kleine Tour ins Muntii Apuseni“ 

Ich: „Das hört sich nicht schlecht an, aber für eine Woche ist mir der Aufwand mit Auto und Anhänger einfach zu groß!“

Adi: „Kein Problem, kommst du mit dem Flugzeug und leihst dir eine Maschine hier – zum Beispiel bei Angelo in Sibiu!“

Ich: „Ja, das wäre eine Möglichkeit. Da muss ich mir zuhause mal Gedanken drüber machen!“

Ich machte mir zuhause Gedanken darüber und am Ergebnis könnt ihr in meinem Tourbericht „Rumänien Oktober 2011“ teilhaben.

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21.07. Sighisoara

Heute war Packen angesagt. So dreckig wollten wir die Motorräder, auch aus Gewichtsgründen ;-)) aber nicht mit nachhause nehmen. Adi hatte noch am Vorabend einen Termin bei seinem Namensvetter in der Waschstrasse ausgemacht. Dort angekommen, stürzten sich gleich 3 Mitarbeiter auf unsere Moppeds und befreiten diese vom Schlamm und Staub der vergangenen Wochen. So wie die Motorräder nach diesem Schaumbad strahlten, hat Adi in seiner Waschstrasse ein wirklich gutes Mittel. „Das ist ein Superzeug – kommt aus Deutschland!“ meinte er nur lapidar auf unsere Frage was er da verwendet.

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Ohne Probleme hatten wir recht schnell die Moppeds auf den Anhänger verladen und unsere Siebensachen gepackt. Abends begleitete Adi uns zum Abschied noch kurz ins Restaurant. Mit etwas Wehmut ließen wir die Tage noch mal Revue passieren. Eine wunderschöne Tour mit zahlreichen Eindrücken und interessanten Erlebnissen war nun leider zu Ende – mal abgesehen von der Heimfahrt. Nach einem herzlichen Abschied gingen wir auch angesichts der kommenden strapaziösen Heimfahrt recht früh zu Bett. 

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22.07. Heimfahrt

Morgens in aller Frühe machten wir uns auf die Heimreise. Unsere Strecke führte uns über die Zigeuner-Hochburg Huedin. Echt Wahnsinn, was die sesshaften Zigeuner sich hier für Prachtbauten hingestellt haben. Von Zinndächern mit Türmchen blinkten uns Mercedes-Sterne entgegen.

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In Ungarn mussten wir uns natürlich an einer original ungarischen Gulaschsuppe laben. Ansonsten verlief die Rückfahrt absolut problemlos und in den frühen Morgenstunden des Samstag trafen wir bereits wieder wohlbehalten zuhause ein. 

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Spanien 2006

Galicien und Jakobsweg

 

Ausführlicher Bericht folgt!

Hier die Strecke:

 

 

Eine "Wintertour" durch die Vogesen

11. und 12. November 2006

Teilnehmer:

1. Jürgen - BMW 1100 RT-Gespann
2. Fränki - Honda Varadero XL-1000
3. Klaus - BMW 1100 GS
4. Harry - BMW 1100 GS
5. Gerd - Suzuki DL-1000 V-Strom

 

 

 

Vorgeschichte:

Inspiriert durch das schöne Wetter und Temperaturen um die 20° im Oktober war der Gedanke, demnächst noch mal einen Trip in die Vogesen zu unternehmen schnell im Forum eingestellt. Es dauerte auch nicht lange bis die ersten Antworten folgten und es wurde dann auch sehr schnell ein Termin festgelegt. In Erwartung einen schönen, sonnigen Herbsttag zu erwischen wurde so eifrig dem Termin entgegengefiebert und es kam wie es kommen musste ...

Die Tour:

Samstag Morgen 11.11.2006 6:15 Uhr - ich ziehe gerade die Rollladen hoch, fast noch stockdunkel nur im Schein der Straßenlampe kann ich sehen dass die Straße trocken ist, sonst sieht es halt ziemlich düster aus. Mein Gedanke, dass überhaupt noch jemand bei der Tour mitfährt schwindet dann so beim Kaffeetrinken gegen 8:30 Uhr, als es dann zu regnen anfängt. Aber die Jungs hatten ja im Forum geschrieben dass man sich um halb neun bei MC-Doof trifft um dann bis nach Perl zum verabredeten Treffpunkt zu kommen. Falls es um halb neun in Trier noch nicht geregnet hat sind die Jungs bestimmt unterwegs dachte ich, also packte ich dann doch meine Utensilien zusammen zurrte alles auf dem Moped fest und zog mir die Mopedklamotten über. Mittlerweile regnete es nicht mehr, sondern es schüttete nur noch. Weit und breit kein Mopedfahrer zu sehen, denke ich als ich an der letzten Kreuzung vor unserem Treffpunkt anhalten muss. Doch dann tauchen plötzlich hinter den Autos da hinten zwei, nein drei, nein vier Motorradscheinwerfer auf. Alle Achtung, 70 % meiner Bekannten hätten sich das nicht angetan die wären schon gleich mit dem Arsch im Bett geblieben. Irgendwie ließ mich aber so eine ungute Vorahnung dann doch nicht in Ruhe und ich wartete ab mit welchen Ausreden Sie sich dann doch noch dazu entscheiden würden die Tour abzubrechen, aber keiner von Ihnen wollte sich die Blöße geben und so begaben wir uns dann mit ein bisschen vager Hoffnung, dass sich das Wetter ja doch noch auf den nächsten Kilometern bessern würde auf eine landschaftlich sehr schöne Vogesentour.

 

Da meine Winterhandschuhe schon auf den ersten 7 Kilometern bis nach Perl sehr viel Wasser aufgesogen hatten und diese Feuchtigkeit anfing meine Finger zu kühlen, machte ich schon gleich die Griffheizung an. Für mich waren die ersten Kilometer sowieso eher Routine weil ich die Strecke eigentlich schon blind fahren könnte. So war ich auch dauernd mit einem Auge im Rückspiegel am schauen und mit dem anderen behielt ich die Streckenführung im Blick. Da das Wasser mittlerweile richtig auf der Straße stand war ein zügiges dahin gleiten auch nicht so richtig möglich, aufmerksam und voll konzentriert ging es über die ersten Kilometer durch Feld und Flur, ab und an durch kleine Dörfchen weit und breit kein Mensch zu sehen. Bei diesem scheiß Wetter wurden selbst die Hunde und Katzen nicht vor´s Loch gelassen

 

Doch dann plötzlich kam von hinten einer hervor geschossen, hupend und wild gestikulierend gab er mir zu verstehen mal ne kleine Rast zwecks Entleerung der Harnanhangdrüse einzulegen, also wurde bei der nächsten Gelegenheit - einem Bushäuschen an dem wir dann wenigsten für diese Zeit mal trocken stehen konnten - die erste Rast eingelegt. Ich nutzte dann die Gelegenheit und melde mich telefonisch bei unserer Gastgeberin Inge und bestätigte ihr, dass wir am späten Nachmittag bei Ihr eintreffen würden, womit Sie eigentlich eher nicht gerechnet hätte. Mit Hanuta, Raider, Mini-Salami in Milchbrötchen und diversen anderen Leckereien wurde dann dem Körper die verbrauchte Energie zurückgeführt, denn es braucht schon etliches an Kalorien um bei diesen Wetterbedingungen einen Mannskörper auf Betriebstemperatur zu halten.

 

Nach ein paar dummen Sprüchen, dem Visier- und Brilleputzen, dem Wechseln der Buffs und Handschuhe ging es dann wieder weiter unserem ersten Kurvenkarussel entgegen. Irgendwann auf den immer länger und kälter werdenden Kilometern bemerkte ich dann, dass es aufgehört hatte zu regnen und das viele Wasser was ich jetzt abbekam war von dem vorausfahrenden PKW, der dann aber sofort überholt wurde.

 

Die Piste zum Col du Donon verläuft anfangs durch dichten Mischwald, der mit zunehmender Höhe in lichten Nadelwald übergeht. Bei der Auffahrt zogen dann noch einmal schwere Nebelwolken durch die Wälder und ließen die Sicht auf wenige Meter schwinden. So auf die Straße fixiert bemerkte ich dann auch nicht, dass mir seit einiger Zeit keiner mehr folgte. Ich wartete kurz, dann drehte ich um in der Hoffnung, dass wohl nichts passiert ist. Und wieder musste ich feststellen, dass es verschiedene Ausführungen des Menschlichen Körpers gab, denn schon wieder hatte es Fränkie dazu getrieben seinen Regenoverall zu öffnen. Na ja, nach weiteren 2-3 Kilometer erreichten wir dann das Ausflugslokal auf 731 Meter Höhe, von hier an kann man den 1009 Meter hohen Kamm des Col du Donon (GPS-Daten: 48° 30`50``N – 07° 10`15``E) zu Fuße erreichen. Hier befindet sich ein kleiner im 2. Jh. erbauter und 1869 restaurierter Tempel. In der Gaststube wurde sich dann aus den vor Nässe triefenden Klamotten befreit und sich unter zu Hilfenahme der Bestuhlung in dem gut beheizten Lokal breit gemacht.

 

Unter den irritierten Blicken der anwesenden Gäste im Lokal, deren Gedanken braucht es bestimmt keiner besonderen Schilderung hier, bestellten wir dann den ersten kulinarischen Hochgenuss - eine Bouchée à la reine (Königinpastetchen) die zu den typischen französischen Gerichten zählt und vom französischen Speiseplan nicht mehr wegzudenken ist. Die regionale Küche entwickelte sich oftmals aus den Gerichten eher volkstümlicher Herkunft, dies sollte allerdings nicht vorschnell bewertet werden. Die französische Küche kennt keine extremen Geschmacksrichtungen, Ihre Gerichte sind nie scharf oder schmecken stark nach Knoblauch oder anderen Gewürzen. Die Geschmäcke der einzelnen Zutaten sollen unbedingt zueinander passen, ohne dass ein Geschmack die anderen dominiert. Viele regionale Gerichte schmecken deshalb nicht nur ausgezeichnet, sondern laden immer wieder zu lang anhaltenden Fahrtunterbrechungen ein. So war es auch nicht verwunderlich, dass wir nach fast 1,5 Stunden Pause erst wieder die Weiterfahrt antraten. Auf der Route runter ins Tal nach Schirmeck sind wir dann am 2CV-Museè vorbeigekommen (keiner wollte so richtig glauben dass sich in den von außen sehr sanierungsbedürftig aussehenden Gebäuden ein Museum befinden würde). An der Tankstelle in Rothau (diese Tanke hat immer geöffnet auch an Sonn,- und Feiertagen) habe ich dann mit Absprache der anderen den Streckenplan etwas geändert, da sich die Himmelsschleuse mal wieder geöffnet hatte. Also sind wir nicht am Teufelsloch vorbei und haben auch Champ du Feu, den Col de La Charbonniere und Sainte Croix aux Mines einfach links liegen gelassen und sind dem Bruche-Tal folgend auf der N420 direkt Richtung Saint Die des Vosges weitergefahren. Die N420 ist normaler Weise eine verkehrsüberlastete, abgasverpestete Hauptverbindung und die hier angetroffene Einsamkeit der Landstraße war wohl eher auf das schöne Wetter zurückzuführen, denn wir sind recht zügig voran gekommen. Auch durch Saint Die des Vosges sind wir recht flott durchgekommen und sind dann hinauf über den Col de Haut-Jacques mit einer Streckenlänge von 21,1 KM (Saint Die des Vosges bis nach Brouvelieures) immer weiter bis nach Bruyères. Von dort sind wir dann wieder Moseltalwärts auf die Schnellstraße N57 (eigentlich die schnellste Verbindungsstraße von Trier nach Plombieres des Bains) abgebogen und haben dann auf der wie eine Autobahn ausgebauten Straße die letzten 10-12 Km mal so richtig Gas gegeben.

 

Wir hatten nur noch wenige Meter zu unserem Quartier und konnten direkt unterhalb an unserem Hotel durch die Wiese zu dem Stellplatz der Mopeds fahren, was ich auch ohne an die anderen zu denken tat (die Macht der Gewohnheit). Klaus der hinter mir war merkte erst zu spät, dass die Grasbahn bedingt durch das schlechte Wetter ziemlich matschig war und stieg irgend wie ganz anders ab als sonst. Na ja dem Klaus und dem Moped ist außer ein paar Matschflecken an Koffer und Hose nichts passiert, Gerd und Fränkie gingen die Sache dann schon etwas feinfühliger an und erreichten den Parkplatz ohne besondere Vorkommnisse. Nur unser Harry, wohl nicht so überzeugt von seiner eigenen enduristischen Fahrweise, stellte seine Maschine vor dem Haus auf den Platz der für LKW und Auto angedacht ist ab. Die Uhr zeigte mittlerweile auch schon 17:30 Uhr und wir waren ja schon den ganzen Tag unterwegs und eigentlich ziemlich geschafft. So wurde auch nicht lange rumgetrödelt, sondern gleich die Koffer auf die Zimmer getragen, kurz geduscht, legeré angezogen und sich zum obligatorischen Begrüßungstrunk unten an der kleinen Bar getroffen.

 

Nach dem ersten Bierchen oder Vin rouge zeigte sich Harry´s Schildkröte dann auch mal wieder wie er uns sagte (sein Haustierchen was er auch überall hin mitnimmt). Mittlerweile war auch aus der Küchen des Hauses ein herrlicher Geruch von wohlschmeckenden Speisen zu vernehmen, somit war die Zubereitung unseres abendlichen Menu´s also auch im vollen Gange. Im la salle à manger wurde dann auch der Tisch von unserem Gastgeber Klaus eingedeckt. Wir hingen unsere nassen Sachen, wie Handschuhe, Buff, Helme und Jacken im Nebenzimmer am geheizten Kachelofen auf und im Flur wurden dann noch die Regenkombis, Jacken und Hosen zum trocknen aufgehängt. Dann ging es wieder zurück an das schön prasselnde und lodernde Kaminfeuer an der Bar des Hauses wo Gersten- und Traubensaft in nicht enden wollender Fülle auf uns wartete.

 

Im weiteren Verlauf des Abends wurden wir dann höflichst von Inge an den Tisch gebeten und die Völlerei konnte ihren Lauf nehmen. Als Entrees wurde uns Muschelpate mit Seelachs an frischem Salat und der üblichen franz. Baguettes gereicht. Dazu immer ausreichende Flüssigkeit in Form von Vin Rouge, Bier und sogar Coca Cola. Wie in Fronkreich üblich diskutierten und debattierten wir fast schon wie echte Franzosen und bekamen dann nachdem Klaus die Teller des Entrees abgeräumt hatte den Hauptgang serviert. Bei den ergiebigen Portionen von Fleisch, Kartoffeln und Gemüse die uns dann gereicht wurden wären wir eigentlich schon satt gewesen. Aber für Frankreich typisch ist das mehrgängige Menü, im einfachsten Fall aus der Vorspeise, dem Hauptgang und einem Dessert, wozu immer genug getrunken werden sollte. So wurde dann zwischen Hauptgang und Dessert noch die Käseplatte mit den ländlich regionalen Käsesorten gereicht. Um der Fülle ein wenig Platz zu verschaffen und zur verdauungsfördernden Unterstützung des körperlichen Wohlseins wurde dann ein Calvados bzw. ein Cointreaux nach der Mahlzeit getrunken. Langsam auftretende Müdigkeit wurde dann noch mit Espresso und Kaffee bekämpft und zu guter letzt wurde uns noch ein Tarte maison als Dessert serviert. So gesättigt saßen wir dann noch einige Zeit in der guten Stube mit Wein und Bier und erzählten uns von früheren Heldentaten und noch auszuführenden/fahrenden Mopedtouren die in nächster Zeit (hier war dann doch eher das nahende Frühjahr mit seinem wärmenden Sonnentagen gemeint) in Angriff genommen werden sollten. So ging ein schöner geselliger Abend vorbei und jeder suchte dann sein Schlafgemach auf, um dort noch andächtig sein Abendgebet zu sprechen.

 

Am Sonntagmorgen hat wohl jeder zuerst aus dem Fenster geguckt um das göttliche Verständnis seines am Vorabend so herbeigewünschtem Sonnenscheins in Anbetracht zu nehmen, aber es regnete immer noch oder schon wieder. Mir ging immer wieder der Spruch von Gerd durch den Kopf „man muss nicht verrückt sein um bei so einer Tour mitzufahren, aber es erleichtert die Sache ungemein“. Folglich wurde dann auch beim Frühstück (das hier auch sehr reichhaltig war) noch über den Streckenverlauf diskutiert aber im großen ganzen war es eigentlich egal wo durch oder wo lang wir fahren sollten. Gerd erwähnte dann Col del la Schlucht und ich dachte bei mir, nach dem Wetterbericht den Klaus schon abgeben hatte und die Schneefallgrenze schon auf unter 1000 m vorausgesagt wurde, das muss ich mir anschauen war ja auch schon lange nicht mehr bei Schnee unterwegs gewesen. Dass sich aber im Laufe des Tages tatsächlich noch Schneefall einstellen würde hätte ich aber auch nicht für möglich gehalten.

 

Nachdem wir dann aufgerödelt, uns bei Inge und Klaus verabschiedet hatten und unsere Mopeds wieder auf festem Untergrund standen ging es dann wieder in Richtung Heimat, diesmal aber nicht über die N57 sondern über die alte Landstraße nach Remiremont ein Stück entlang der La Moselotte dann der D417 folgend nach Gerardmer vorbei am Lac de Gerardmer. Auf der Route de Colmar schraubten wir uns zum Roche des Diablo der Col de la Schlucht entgegen. Irgendwann auf dieser Route hörte es auf zu regnen es wurde ziemlich nebelig und kühl und als wir auf dem Parkplatz am Col du Bonhomme kurz halt machten, fing es wirklich an zu schneien und ein fürchterlicher Wind setzte ein. Die umgreifende Panik veranlasste uns dann diesen bizarren Ort auf der Stelle zu verlassen und so setzten wir dann die Heimreise fort. Langsam legte sich der Schnee auch über die Straße und als ich bei mir so dachte dieser Schneematsch wird doch nicht noch die Straße zueisen, da sah ich schon vor mir wie sie gerade ein in den Graben gerutschtes Auto wieder auf die Straße und die Räder zogen. Hier war also äußerste Vorsicht angebracht und so gab ich durch ein kurzes anbremsen und wegrutschen den mir folgenden meine gerade gewonnenen Erkenntnisse weiter. Aber dann fiel mir wieder der Spruch von Gerd ein und wir schaukelten unsere Mühlen vorsichtig und mit Bedacht wieder talwärts auf schnee- und eisfreie Straßen.

 

Unten in Plainfaing wurden dann die Straßen sogar richtig trocken die Wolken hatten sich teilweise verzogen und ab und an kam sogar die Sonne durch. Da wir ausgiebig und lange frühstückten hatten wir beschlossen keine Mittagspause einzulegen bzw. nur einen Kaffee zu trinken und dann weiter zufahren. Und so packte uns der Kurvenrausch auf´s neue, wir verließen hinter Plainfaing dann die N415 und bogen auf die D23 in Richtung La Croix aux Mines dem kleinen Städtchen das wir eigentlich schon auf der Hinfahrt durchqueren wollten. Ein wahres Kurveneldorado das sich bis nach Saint Blaise la Roche wieder auf die N420 hinzieht, der Strecke nun andersherum folgend steuerten wir die Tankstelle in Rothau wieder an und machten weil es am Vortag ja schon so schön war oben im Gasthof auf dem Col du Donon unsere Kaffeepause. Auf der Hinfahrt zum Col du Donon hatten wir die Auffahrt an der weißen Sarre entlang genommen und nun sind wir dann die Strecke an der Quelle der roten Sarre vorbei gefahren. Diese kurvige Waldstrecke ist ein wenig länger und war bei den trockenen Straßenverhältnissen viel schöner zu fahren. Über Abreschviller ging es dann recht zügig nach Sarrebourg von dort nach Boulay-Moselle wo wir wieder auf die Strecke kamen auf der wir hingefahren sind. Zwischendurch wurden wir dann noch von Fränkies Drüsenfunktion mehrfach gestoppt und sind dann über die grüne Grenze wieder nach Deutschland zurückgekehrt. 17:40 Uhr war für mich die Reise zu Ende. Der Rest der Meute hatte ja noch 40-50 KM vor sich und lt. Forum sind ja alle wieder gut heimgekommen.

 

Fazit :

- 680 KM Streckenlänge (von Perl)
- sehr empfehlenswert, war ne echt schöne Tour (abgesehen von der erhöhten Luftfeuchtigkeit)
- hat mir echt Spaß gemacht mit euch, ja euch kann man gut mitnehmen, sogar Harry´s kleine Schildkröte
- Wiederholungsgefahr (sehr groß)

Mit Reisen und Erleben nach Marokko

Donnerstag, 29.03.2007

  • Anfahrt zur Zwischenübernachtung ins Rhonetal

Am 29.03.2007 um 04:30 Uhr ging es endlich los. Nachdem ich am Vortag meine Sachen und die V-Strom packte, war die Nacht letztendlich doch recht kurz. An der Autobahntankstelle Reinsfeld noch den Tank gefüllt, war ich dann gegen 05:30 Uhr als Erster auf dem in Dunkelheit liegenden Firmengelände von „Reisen und Erleben“ in Sankt Wendel. Doch schon bald gesellten sich weitere Teilnehmer hinzu. Kurz vor der pünktlichen Abfahrt um 06:00 Uhr habe ich zwecks Gewichtsreduzierung die Kofferinnentaschen mit dem Gepäck in den Transportanhänger gegeben.Am Treffpunkt in Saarbrücken stießen um 07.00 Uhr weitere Teilnehmer hinzu und schon wurde das erste gemeinsame Teilstück bis nach Lyon-Süd zur Zwischenübernachtung in Angriff genommen. Als V-Strom-Fahrer kam ich mir gemeinsam mit Patric, den ich im letzten Jahr auf der Kroatien-Tour kennen lernte, schon fast als „Exot“ vor. Die meisten Fahrer und Fahrerinnen saßen auf einem Bike der blau/weißen Marke. Dabei dominierte ganz klar die GS – von der 650er bis zur 1200er Advanture. Patric und ich wunderten uns auch in den kommenden Tagen immer wieder über die teils recht umfassende Ausstattung mit „BMW-GS-Accessoires“ – angefangen von der Fahrerkombi über Stiefel bis hin zu Gepäcktaschen, Mützen und T-Shirts. Wieweit die Ausstattung bei einigen tatsächlich reichte, konnte auch im weiteren Verlauf der Tour nicht vollständig geklärt werden.Die Fahrt an sich nach Lyon-Süd (Chasse sur Rhone) zur Zwischenübernachtung führte bei wechselndem Wetter mit vereinzelten Regenschauern über die französischen Autobahnen, wurde lediglich von Tankpausen und Stopps zur Begleichung der Autobahngebühren unterbrochen und ist nicht weiter erwähnenswert. Gegen 17.00 Uhr in Chasse sur Rhone angekommen, begrüßten wir zunächst die weiteren Teilnehmer, die nicht mit der Gruppe gefahren waren und bezogen anschließend unsere Zimmer. Thierry, mein Zimmerkollege für die Tour, hatte ich im Vorfeld bereits auf dem Marokko-Stammtisch von Nadja und Jürgen kurz kennen gelernt. Zum Abschluss des Tages haben wir uns noch etwas die Füße vertreten und landeten in einer „Harley-Kneipe“, in der sogar der Rotwein aus Flaschen mit stilechtem Harley-Logo kredenzt wurde. Den „Absacker“ nahmen wir dann in der Hotelbar in Form von „Affligem“-Bier ein – Thierry bestand darauf!. Die alten Benediktiner in Belgien verstanden schon früher und auch heute noch etwas von der Braukunst – das Bier schmeckte lecker und bot mit 6,8% Alkohol auch die nötigen Umdrehungen!

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