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Seealpen - Cote d´Azur - Italien

Nach einigen Jahren Abstinenz legte ich mir im Juni 2000 wieder ein Motorrad zu - eine Suzuki VX 800.

Die erste größere Motorrad-Tour sollte durch die franz. Alpen an die Cote d´Azur gehen.


Von Schweich zum Genfer See

Mittwoch, 30.08.2000

 

2000 alpen 001Am 30.08.2000 war es endlich soweit. Vollbepackt starteten wir um 08.30 Uhr in Schweich. Alfred, eigentlich immer Alla genannt, auf seiner Kawasaki GT 550 und ich, Gerd, auf meiner Suzuki VX 800.

Bereits nach wenigen Kilometern erfolgte der erste Grenzübertritt!
Über Ehrang auf die Autobahn (E44), Abfahrt Grevenmacher und dann immer an der Mosel entlang bis nach Perl. Dort nach Frankreich rüber und über Thionville, Metz, Pont-a-Mousson nach Nancy. Kurz hinter Nancy in Richardmenil dann der erste Tankstop. Das Wetter war bis hierhin recht gut - bedeckt aber trocken.
Nach einem 2. Frühstück ging es dann weiter über Epinal, Remiremont, Luxeuil-les-Bains, Vesoul, Besancon, Mouchard, Poligny, Champagnole, Morez, La Cure, Gex nach Genf. Hier gerieten wir in den Feierabend-Verkehr und es dauerte schon etwas bis wir die Schweiz wieder Richtung Bonneville verlassen konnten. In Bonneville angekommen, waren wir einstimmig der Meinung, daß wir den Tag hier beenden sollten. Nachdem wir im Sapeur Hotel Quartier bezogen hatten, war erstmal etwas Bewegung angesagt - bis zur Pizzeria. Nach der Stärkung und dem anschließenden Nachspülen war dann Nachtruhe angesagt.


In strömendem Regen durch die Alpen

Donnerstag, 31.08.2000


 

Am nächsten Morgen (31.08.) wollten wir dann die Alpen in Angriff nehmen. Gestärkt durch ein gutes Frühstück fuhren wir los. Leider stand uns an diesem Tag Petrus nicht zur Seite - nach anfänglichem Nieselregen fing es schon bald an zu schütten. Und von den Alpen war leider auch nichts zu sehen. Aber es gibt ja kein schlechtes Wetter - nur unpassende Kleidung! Zunächst ließen wir uns unsere gute Laune auch nicht verderben.
Wir folgten der Route des Grandes Alpes über Salanches, Megave, Flumet, Ugine nach Albertville. Viel gesehen von der Strecke haben wir nicht - mal abgesehen von größeren und kleineren Wasserpfützen. Die Laune war aber immer noch recht gut! Von Albertville aus folgten wir der D925. Hinter Beaufort wartete dann mit dem Cormet de Roselend (1968 m) der erste Pass auf uns. Sicht gleich Null!
Nach ca. 150 km von Bonneville aus in Bourg-St.-Maurice angekommen war unsere Laune dann doch nicht mehr die Beste. Das Wasser lief uns über die Jacken in die Handschuhe hinein, die nach Verkaufsprospekt 100% wasserdichten Hosen konnten ausgerechnet an einer doch recht empfindlichen Stelle (im Schritt!) ihr Versprechen nicht halten, die Stiefel waren auch so langsam durchweicht - kurzum es machte einfach keinen rechten Spaß mehr. Der Himmel war grau in grau und es schüttete wie aus Kübeln gegossen. Folglich beschlossen wir, den Tag hier ausklingen zu lassen und suchten uns eine Bleibe.

 

2000 alpen 002Der Hotelier muss wohl ein Motorradfahrer sein. Er stellte uns wie selbstverständlich den Heizungsraum zum Trocknen unserer Klamotten zur Verfügung. Ein Glück, daß Alla doch noch etwas mehr Haare hat als ich! Den Nachmittag verbrachten wir mit dem Fönen und Trocknen der nassen Kleidung und Stiefel sowie mit dem wilden Versenden von SMS-Nachrichten.

 

So hatten wir uns den Urlaub eigentlich nicht vorgestellt - schließlich wollten wir die Strecke und die Aussicht geniessen. Bei dem Wetter ein Unding! Also warfen wir einen Blick in unser umfangreiches Kartenmaterial und suchten nach Alternativen um schneller an die Küste zu kommen - Aosta-Tal und dann die Autobahn durch Turin Richtung Savona. Schließlich sind wir ja flexibel - aber schau´n mer mal!



 

Der Tag der Pässe

 

Freitag, 01.09.2000


 

Nach dem Aufstehen gab es gleich eine freudige Überraschung. Petrus muss wohl doch ein Motorradfahrer sein: Keine Wolken mehr und der Himmel erstrahlte im schönsten Blau. So hatten wir uns das schon eher vorgestellt. Die Bekleidung war dank des Heizungsraumes und Allas Fön wieder o k und trocken.
Gut gelaunt machten wir uns auf den Weg über die D902 nach Val d’Isere. Schon wartete mit dem Col de l’Iseran (2.770 m) der höchste Pass den wir befahren wollten. Endlich konnten wir die phantastische Aussicht geniessen.

 

2000 alpen 005Weiter führte uns die D902 nach Lanslebourg-Mont-Cenis und auf der N6 nach Modane. In einem Supermarkt besorgten wir uns was zu essen. Wir hatten dann auch einen sehr idyllischen Platz gefunden: Eine Mauer, wo wir uns hinsetzen konnten. Direkt vor uns eine stark befahrene Straße und direkt hinter uns eine Bahnlinie - einfach himmlisch diese Ruhe! Von Modane ging es weiter bis nach St.-Michel-de-Maurienne. Es war der Tag der Alpenpässe - die D902 über den Col du Telegraphe (1.566 m) zum nächsten Giganten, dem Col du Galibier (2.646 m). Jetzt kamen wir doch noch in Genuß das Mont Blanc Massiv zu sehen.

 

Von hier aus nach Briancon und weiter über den Col d’Izoard (2.360 m) und den Col de Vars (2.111 m) nach Barcelonnette, dem Ziel der Tagesetappe.

 

Nachdem wir unser Hotelzimmer bezogen hatten, gingen wir uns noch etwas die Füße vertreten. Irgendwie hatten wir in diesem Ort gar nicht das Gefühl in den Alpen zu sein. Alles war schon recht südländisch. Nach ein paar Bier (ein Paar= 2 Stück !?!) begaben wir uns zufrieden und gutgelaunt zur Nachtruhe.



 

Zur Cote d´Azur

 

Samstag, 02.09.2000


 

Auch an diesem Morgen war wieder schönstes "Biker-Wetter" angesagt. Kein Wölkchen am Himmel und so sollte es auch die restlichen Tage bleiben. Nach dem Frühstück hatten wir uns erst mal als Schuster betätigt - an Alla’s Stiefeln hatte sich eine Sohle gelöst. Also zum Supermarkt, Kleber gekauft und die Sohle damit eingeschmiert. In Ermangelung einer Presse hatten wir die Sohle dann fachmännisch mit Klebeband an den Stiefel gebunden. Über die Optik lässt sich natürlich streiten - aber es hat gehalten und geholfen.

Dann ging es weiter die D902 entlang durch St. Laurent zum Col de la Cayolle (2.327 m).

2000 alpen 011Wir folgten weiter der Route des Grandes Alpes durch Entraumes, St. Martin d’Entraumes, Guillaumes, Peone, Valberg und Beuil. Mit dem Col de la Couillole (1.678 m) bezwangen wir den letzten Pass auf dem Weg zur Cote d’Azur. Von hier aus konnten wir schon das Meer riechen. Kurz hinter St. Sauveur sur Tinae bogen wir ab und folgten dem Tinae-Tal Richtung Nizza. Links Berge, rechts Berge und wir dazwischen auf einem schmalen kurvenreichen Sträßchen - so macht motorradfahren Spaß! Das Klima und auch die Vegetation wurden immer südländischer. Schon bald waren wir über Plan-du-Var und St-Martin-du-Var in Nizza.

 

Hier stellte sich uns die Frage rechts rum Richtung Cannes oder links rum Richtung Monaco. Wir entschieden uns für rechts rum. Die Küstenstraße war schon ein krasser Unterschied zu den Alpen-Sträßchen. Aber auch hier an der Küste gab es phantastische Kurven! (auch neben den Straßen!)

 

Wie wir die nächsten Tage noch feststellen konnten, hat man hier als Motorradfahrer absolute Narrenfreiheit. Mein Mopped muss das wohl schon gekannt haben. Nach dem Motto "es interessiert nicht wie schnell du fährst" verabschiedete sich die Tacho-Welle. Nun denn, mit Alla als Schrittmacher hatten wir auch diese Aufgabe gelöst (mein ehemaliger Chef sagte immer: "es gibt keine Probleme - nur lösbare Aufgaben!"). Durch Monaco und Menton näherten wir uns schon der italienischen Grenze und in Ventimiglia schlugen wir auf einem Campingplatz unser Hauptquartier (Zelt) für die nächsten 3 Tage auf. Nach dieser schweißtreibenden Arbeit war der Ruf des Mittelmeeres nicht mehr zu überhören - wir wollten uns noch in die Fluten stürzen. Leider hatte der David Hasselhoff von Ventimiglia die rote Sturmflagge gehisst und somit war nichts mehr mit schwimmen.
Das Duschen auf dem Campingplatz machte uns wieder munter und so fuhren wir abends noch nach Monte Carlo und mischten uns unter die Schönen und Reichen. Zurück auf dem Campingplatz nahmen wir unseren Nachttrunk zu uns und begaben uns zur wohlverdienten Ruhe.



 

Ein fast motorradfreier Sonntag

 

Sonntag, 03.09.2000


 

Nach der Morgentoilette war erstmal Frühstück angesagt. Direkt hinter unserem Zelt konnten wir uns vorab schon mal an sehr leckeren Trauben laben und das Frühstück im Restaurant des Campingplatzes war auch in Ordnung.
Obwohl der Sonntag ja eigentlich der Tag des Herrn ist, machten wir uns zu Fuß! auf den Weg nach Ventimiglia. Bereits am Vorabend hatten wir das Aufheulen einiger Rasenmäher gehört was ja für den Samstag durchaus verständlich ist. Aber Sonntags? Also gingen wir der Sache, bzw. dem Motorenlärm mal auf den Grund. Ein Teil der Stadt war mit Strohballen gesperrt und die Rasenmäher entpuppten sich als Go-Karts. Die gingen ganz schön ab und allein das Zuschauen machte riesigen Spaß.
Da Essen und Trinken bekanntlich Leib und Seele zusammenhält, deckten wir uns im Supermarkt noch mit dem Nötigsten ein. Mittags kamen wir dann doch noch zu unserem Strandurlaub. Eine Runde im Meer geschwommen und dann faul in die Sonne gelegt - war auch nicht schlecht.

 

So ganz ohne moppedfahren wäre der Tag allerdings doch ein verschenkter Tag gewesen. Also machten wir uns abends auf um die Aussicht über den Dächern von Nizza zu genießen.
Auch hier war die Strandpromenade voller Kurven. Beeindruckend war auch, den startenden und landenden Flugzeugen zuzuschauen. Der Flugplatz ist zum Meer hin gebaut und gerade beim Landen war man der Meinung, daß die Flugzeuge ihre Fahrt als U-Boote weiterführen.
Zurück auf dem Campingplatz kamen wir natürlich nicht an der Bar und dem Nachttrunk vorbei.



 

Ligurisches Hinterland

 

Montag, 04.09.2000


 

en Tag hatten wir uns ausgesucht um nach Apricale zu fahren. In einem Bericht über Italiens schönste Dörfe in der Zeitschrift Geo-Saison war dieser Ort im Hinterland von Ventimiglia beschrieben und wenn wir schon mal in der Gegend waren, wollten wir unsere Neugierde auch befriedigen. Schon nach einer guten halben Stunde lag der Ort in den ligurischen Bergen vor uns. Der Bericht war absolut nicht übertrieben - die Bilder sprechen wohl für sich. Also stellten wir unsere Motorräder auf einem Parkplatz am Rande des Ortes ab und machten uns zu Fuß auf den Weg.
2000 alpen 025Auf dem zentral gelegenen Dorfplatz angekommen frönten wir dem Müßiggang bei leckerem Cappucino. Nachdem wir anschließend bergauf und bergab das Dorf zu Fuß erkundeten, machte sich doch so langsam Hungergefühl bemerkbar.



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Auf einer durch ein Sonnensegel geschützten Terrasse ließen wir uns von der sehr guten italienischen Küche verwöhnen. Das Sonnensegel schützte uns dabei vor einem heftigen Gewitterregen. Doch pünktlich zum Espresso nach dem Essen waren die Straßen schon fast wieder trocken. Zur Verdauung sattelten wir die Moppeds und machten uns wieder auf den Weg durch das ligurische Hinterland Richtung San Remo. Über kleine und enge Straßen mit wenig Verkehr kamen wir dann in einen kleinen Ort namens Ceriana. Scheinbar das halbe Dorf war auf den Beinen und in oder vor der Bar Rina di Crespi Caterina versammelt. Uns gelüstete nach Cappucino und so nahmen wir draußen an einem Tisch Platz. Ein wahrliches Straßencafe - die Beine konnten wir nur ausstrecken, wenn kein Fahrzeug vorüber fuhr. Drinnen hatten sich wohl alle Zocker der Gegend versammelt. Von einarmigen Banditen über verschieden Kartenspiele reichte die Angebotspalette des Glücksspiels. Aber Caterina, die schätzungsweise 70-jährige freundliche Wirtin, hatte alles im Griff. Der Cappucino war wohl einer der besten und gleichzeitig derpreiswerteste des Urlaubs. Nachdem wir dem interessanten Treiben noch eine Weile zugeschaut hatten, fuhren wir wieder weiter. In San Remo kamen wir wieder zur Küste und folgten der Küstenstraße Richtung Imperia. Über Diano Marina und Bartolomeo erreichten wir Cervo. Vor über 30 Jahren war ich schon mal mit meinen Eltern hier gewesen. Erstaunlicherweise hatte sich nicht allzuviel verändert. Kleine enge Gassen führen den Hang hinauf zu der alles überragenden Kathedrale. Ein Besuch der Kathedrale stand natürlich auch auf unserem Programm. Geschäftstüchtig wie die Italiener zuweilen sind, fanden wir in der Kathedrale keine Wachskerzen. Nach dem üblichen Obulus durfte man einen Schalter betätigen und die entsprechende elektrische Kerze auf A4 oder D7 leuchtete.
Auf einer Terrasse mit schönem Ausblick über die Bucht bis nach Diano Marina erfrischten wir uns mit leckerem Eis bis es auch schon wieder Zeit wurde, die Rückfahrt anzutreten.

 

Daß Motorradfahrer hier absolute Narrenfreiheit genießen, habe ich schon einmal erwähnt. Dann kann es auch schon mal passieren, daß ein Italiener in Jeans mit Ballettschühchen, das T-Shirt zwischen den Schulterblättern hängend, ein wie ein Fähnchen im Wind flatterndes Westchen tragend mit einem Affentempo an uns vorbeischießt. Die rechte Hand am Gasgriff, die linke Hand lässig in die Hüfte gestemmt, beim Überholen das rechte Bein zum Gruß nach außen und voll Stoff bei Gegenverkehr in einer Linkskurve ein Auto überholt. Na ja, die Lebenserwartung solcher Spezies ist unserer Ansicht nach nicht sehr hoch.

 

Die Küstenstraße führte uns wieder zurück nach Ventimiglia zum Camping Roma, wo wir uns auf der Bar-Terrasse niederließen. Ein paar Tische neben uns vertrieben sich 3 Biker und eine Bikerin aus Österreich die Zeit mit Kartenspielen. Von Spiel zu Spiel steigerte sich bei einem von ihnen zwar nicht das Kartenglück aber immerhin der Alkoholpegel. Dafür nahm die Fähigkeit zur Koordination bei ihm immer mehr ab. Später, nachdem er von seinen hilfsbereiten Kumpanen wieder auf die Füße gestellt wurde, machte er sich schwankend auf den Weg zum Zelt. Das Mädel folgte mit einigen Schritten Abstand und distanzierte sich grinsend mit der Äußerung: "Den kenn ich nicht!" Nach dieser amüsanten kleinen Episode suchten auch wir bald unser Nachtlager auf - nicht ganz so schwankend wie der Österreicher.



 

"Route Napoleon" und geschlossene Tankstellen

 

Dienstag, 05.09.2000


 

Nach dem Frühstück packten wir unsere Sachen, verabschiedeten uns von den Österreichern und fuhren auf der Küstenstraße Richtung Cannes. Über den Dächern von Nizza hielten wir an um noch ein paar Fotos zu machen. Plötzlich sprach uns eine Dame an: " Ach, ist das schön mal wieder deutsche Kfz-Kennzeichen zu sehen. Passen Sie hier nur auf Ihre Motorräder auf! Sonst sind die nämlich weg! Die haben hier Methoden drauf - dann kommt ein Möbelwagen, die Klappe geht auf und Sie sehen Ihre Motorräder nie wieder. Und schauen Sie, daß Sie noch Benzin bekommen. Die streiken hier in Frankreich und haben die Tankstellen geschlossen." Es folgten noch über eine gute halbe Stunde lang die verschiedensten Ratschläge. Da die Gesamterscheinung der Dame uns doch etwas spleenig vorkam, schenkten wir zunächst den Ratschlägen keine größere Bedeutung.

 

Über Antibes in Cannes angekommen fuhren wir auf der Route Napoleon in die Parfümstadt Grasse und bezogen dort in einem Hotel Quartier. Den Nachmittag wollten wir noch ein wenig zum Strandurlaub nutzen um dann am nächsten Morgen mit einem Abstecher zum Grand Canyon du Verdon die Heimreise anzutreten. Doch es kam mal wieder ganz anders. Zunächst fuhren wir planmäßig wieder nach Cannes um uns in die Fluten des Mittelmeers zu stürzen und uns noch etwas in der Sonne zu aalen. In einem Gespräch mit zwei Bikern aus Wiesbaden wiesen diese auch auf die Benzinproblematik durch die geschlossenen Tankstellen hin. Also hatte die etwas spleenige Dame zumindest in diesem Punkt doch Recht. Auf der Rückfahrt zum Quartier in Grasse fiel uns dann auch auf, daß tatsächlich keine Tankstelle offen hatte. Also zogen wir wie schon bei der Hinreise in Bourg-St.-Maurice wieder unser umfangreiches Kartenmaterial zu Hilfe und suchten nach Alternativen. Das in den Tanks befindliche Benzin hätte auf jeden Fall noch gereicht, um nach Italien zu kommen. Aber den Grand Canyon du Verdon wollten wir uns eigentlich auch nicht entgehen lassen. Beim Abendessen wollten wir noch mal die Alternativen durchgehen. Der freundliche Pizzabäcker erklärte uns, daß die Verhandlungen über die Beilegung des Streiks in vollem Gange wären, jedoch im Moment niemand sagen könnte wann eine Entscheidung fiele und die Blockade aufgehoben würde. Auch wenn die Blockade fallen würde, ginge nach unserer Ansicht noch etwas Zeit für die Versorgung der Tankstellen drauf. Dann überraschte uns der freundliche Pizzabäcker mit der Nachricht, daß ein Freund ihn angerufen hätte und ihm den Tip gab, daß die erst vor kurzem bei einem Supermarkt neueröffnete Tankstelle im Ort noch Benzin hätte und man dort auch mit Kreditkarte bezahlen könne. Also machten wir uns zur Geisterstunde auf zu der Tankstelle. Der Tip muß sich wohl rumgesprochen haben und wir ordneten uns in der Schlange ein. Leider wurden unsere Kredit- und EC-Karten vom Automat nicht akzeptiert. Sch....!



Grand Canyon du Verdon und kein Benzin

 

Mittwoch, 06.09.2000


 

Trotz allem gut ausgeschlafen und munter nahmen wir unser Frühstück ein und besprachen unseren "Schlachtplan": Zuerst zu der Tanke am Supermarkt. Wenn dort Benzin, dann weiter Richtung Grand Canyon du Verdon und unterwegs schauen ob die Tankstellen geöffnet sind. Falls Tankstellen immer noch geschlossen, dann nur so weit zum Grand Canyon daß der Sprit noch bis nach Italien reicht.

 

Wir hatten Glück! An der Tanke gab es tatsächlich noch von dem knappen Naß. In einer Parfümfabrik (Galimard) deckten wir uns noch mit etwas "Duftwässerchen" ein und begaben uns wieder auf Napoleons Spuren (N85) Richtung Castellane. Kurz hinter Grasse dann schon wieder der erste Col (Col du Pilon). Mit 780m wohl eher ein Cölchen was mich dann auch zu der Bemerkung brachte: "So klein - und schon ein Col!" Die Strecke war gut zu fahren und über den Col de Valferriere (1169m) und den Col de Luens (1054m) erreichten wir Castellane. Dort bogen wir ab auf die N952 zum Grand Canyon. Auf der gesamten Strecke hatte keine einzige Tanke geöffnet. Obwohl wir aufgrund des sich sinkenden Tankinhaltes nur einen kleinen Teil des Grand Canyon du Verdon zu sehen bekamen war die Aussicht überwältigend. Leider mußten wir dann doch den Rückzug antreten, um mit dem restlichen Benzin noch bis nach Italia zu gelangen. Also zurück auf der N952 und der Route Napoleon (N85). An der Küste nahmen wir dann die Autobahn (A8) nach Italia und schon bald erreichten wir das uns inzwischen vertraute Ventimiglia. Hier verabschiedeten wir uns wieder von der Küste. Durch das schöne Tal des Roya folgten wir der E74, die uns schließlich wieder nach Frankreich führte. Da wir den Tank noch nicht auf Reserve schalten mußten, konnten wir die ca. 40 km bis zur Grenze nach Italien unbesorgt in Angriff nehmen. Der anstrengende Tag hinterließ nun doch so langsam seine Spuren. In Tende bezogen wir Quartier für die Nacht. Auch unsere Moppeds konnten wir in einem Schuppen neben einer Enduro mit Oldenburger Kfz-Kennzeichen unterstellen. Der Oldenburger gesellte sich zu uns und gemeinsam suchten wir per Pedes ein Restaurant auf um unseren Magen vom heftigen Knurren zu befreien. Nach dem Essen und Klönen war der Oldenburger müde und begab sich in die Horizontale. Alla und ich suchten noch eine Kneipe neben dem Hotel auf. Ein paar Runden Kicker zur Lockerung der Handgelenke, ein paar Bier gegen den Durst und todmüde fielen wir in die Betten.



 

Gewaltritt nach Frankfurt a. M.

 

Donnerstag, 07.09.2000


 

Es sollte der Mammut-Tag werden. Beim Frühstück meinte Alla: "Heute abend trifft sich wieder alles im "Gaddezwersch" (Alla’s Stammkneipe in Frankfurt). Die würden Augen machen, wenn wir da auftauchen! Aber es ist ja doch ein Stück zu weit." Und irgendwie hatten wir ab dem Zeitpunkt den "Gaddezwersch" im Hinterkopf.

 

Bei Zeiten (um 8:30 Uhr) sattelten wir die Maschinen und machten uns auf den Weg. Weiter der E74 folgend erreichten wir schon nach kurzer Zeit den Tunnel de Tende und überquerten somit unter Tage die Grenze nach Italien. Hier gab es auch Benzin, das konnten wir schon riechen! In Limone-Piemonte reihten wir uns hinter mehreren Fahrzeugen der französischen Post an der Tankstelle ein. Also hatten wir mit der Alternative über Italien und die Schweiz nach Hause zu fahren die Richtige Wahl getroffen. In Frankreich hätte sich unser Urlaub zwar auf unbestimmte Zeit verlängert, aber wir hätten spritmäßig auf dem Trockenen gesessen.

 

Wir folgten weiter der E74 über Cuneo und hinter Fossano nahmen wir die Autobahn A6 nach Turin. Hinter Turin ging es dann auf der A5 durchs Aosta-Tal. Hier wehte ein ganz schöner Wind, der uns ab und zu wirklich zu schaffen machte. Bei Aosta setzten wir dann die Blinker rechts und auf der E27 ging es über den großen Sankt Bernhard (2.469m) in die Schweiz. Wir kamen gut voran und schon bald waren wir in Martigny. Es sollte zwar nur für einige Stunden sein, doch auf die Autobahnvignette wollten wir nicht verzichten. Richtung Norden und dann immer geradeaus passierten wir auf der Autobahn N6 das bereits von Deep Purple in Smoke on the Water besungene Montreux. Aber irgendwie hatte sich der "Gaddezwersch" in unseren Hinterköpfen festgesetzt. So ließen wir den Genfer See linker Hand liegen und folgten der N12 Richtung Heimat. An Fribourg vorbei hinter Bern auf die N1 und hinter Oensingen auf der N2 Richtung Basel. Beim Grenzübergang Weil am Rhein glaubten wir, ganz Frankreich kommt mittlerweile zum Tanken rüber. Nachdem auch wir unsere Motorräder wieder aufgetankt hatten, ging es auf der A5 weiter Richtung Frankfurt. Der "Gaddezwersch" hatte mittlerweile seinen Platz im Hinterkopf verlassen und war in den Vordergrund getreten. Wir kamen trotz Baustellen und starkem Verkehr recht gut voran und irgendwann war dann auch der Zeitpunkt erreicht, wo wir daran glaubten noch zu einer christlichen Zeit in Frankfurt zu sein. Ein kleiner Zwischenfall ließ mir dann noch das Blut in den Adern gefrieren. Da der Tacho meiner Maschine immer noch defekt war, fuhr ich hinter Alla. Wir kamen auf der linken Spur aus einer Baustelle raus und Alla beschleunigte. Zwischen uns hatte auf der rechten Spur ein Audi-Fahrer den Blinker zum Überholen gesetzt. Also drehte ich das Gas zurück um ihm den Vortritt zu lassen. Er aber blinkte plötzlich rechts und blieb anscheinend auf der rechten Spur. Nun denn, dachte ich, wenn du nicht willst dann ziehe ich halt eben vorbei und beschleunigte. In dem Moment zog er voll nach links rüber. Im Bruchteil einer Sekunde Gas zurück, Handbremse und Fußbremse voll gezogen! Knapp, ganz knapp setzte er sich vor mich - die Sonntagsausgabe der Bild-Zeitung hätte wohl nicht mehr dazwischen gepaßt. Da hatte ich nochmal Schwein gehabt. Die weitere Fahrt verlief ohne jegliche Zwischenfälle und gegen 22.00 Uhr waren wir in Alla’s Frankfurter Wohnung. Die Maschinen abgesattelt und ab in den "Gaddezwersch". Haben die Augen gemacht! Obwohl wir an diesem Tag eine Ochsentour hinter uns brachten, waren wir noch ziemlich fit. Das Bier schmeckte, das Essen auch und zu erzählen gab es jede Menge. Kurz nach Mitternacht begaben wir uns dann zur Ruhe.



 

von Frankfurt a. M. nach Hause

 

Freitag, 08.09.2000


 

Der einzige Tag an dem wir etwas länger schliefen! Nach dem Frühstück machten wir uns gegen 10.00 Uhr wieder auf den Weg. Über die A66 nach Wiesbaden - Mainz, dann die A60 bis Bingen und weiter auf der A61 Richtung Koblenz. Bei Rheinböllen fuhren wir dann auf die Hunsrückhöhenstraße B50 und gegen Mittag hatten wir unsere Tour im heimatlichen Schweich beendet.



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