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Ligurisches Hinterland

 

Montag, 04.09.2000


 

en Tag hatten wir uns ausgesucht um nach Apricale zu fahren. In einem Bericht über Italiens schönste Dörfe in der Zeitschrift Geo-Saison war dieser Ort im Hinterland von Ventimiglia beschrieben und wenn wir schon mal in der Gegend waren, wollten wir unsere Neugierde auch befriedigen. Schon nach einer guten halben Stunde lag der Ort in den ligurischen Bergen vor uns. Der Bericht war absolut nicht übertrieben - die Bilder sprechen wohl für sich. Also stellten wir unsere Motorräder auf einem Parkplatz am Rande des Ortes ab und machten uns zu Fuß auf den Weg.
2000 alpen 025Auf dem zentral gelegenen Dorfplatz angekommen frönten wir dem Müßiggang bei leckerem Cappucino. Nachdem wir anschließend bergauf und bergab das Dorf zu Fuß erkundeten, machte sich doch so langsam Hungergefühl bemerkbar.



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Auf einer durch ein Sonnensegel geschützten Terrasse ließen wir uns von der sehr guten italienischen Küche verwöhnen. Das Sonnensegel schützte uns dabei vor einem heftigen Gewitterregen. Doch pünktlich zum Espresso nach dem Essen waren die Straßen schon fast wieder trocken. Zur Verdauung sattelten wir die Moppeds und machten uns wieder auf den Weg durch das ligurische Hinterland Richtung San Remo. Über kleine und enge Straßen mit wenig Verkehr kamen wir dann in einen kleinen Ort namens Ceriana. Scheinbar das halbe Dorf war auf den Beinen und in oder vor der Bar Rina di Crespi Caterina versammelt. Uns gelüstete nach Cappucino und so nahmen wir draußen an einem Tisch Platz. Ein wahrliches Straßencafe - die Beine konnten wir nur ausstrecken, wenn kein Fahrzeug vorüber fuhr. Drinnen hatten sich wohl alle Zocker der Gegend versammelt. Von einarmigen Banditen über verschieden Kartenspiele reichte die Angebotspalette des Glücksspiels. Aber Caterina, die schätzungsweise 70-jährige freundliche Wirtin, hatte alles im Griff. Der Cappucino war wohl einer der besten und gleichzeitig derpreiswerteste des Urlaubs. Nachdem wir dem interessanten Treiben noch eine Weile zugeschaut hatten, fuhren wir wieder weiter. In San Remo kamen wir wieder zur Küste und folgten der Küstenstraße Richtung Imperia. Über Diano Marina und Bartolomeo erreichten wir Cervo. Vor über 30 Jahren war ich schon mal mit meinen Eltern hier gewesen. Erstaunlicherweise hatte sich nicht allzuviel verändert. Kleine enge Gassen führen den Hang hinauf zu der alles überragenden Kathedrale. Ein Besuch der Kathedrale stand natürlich auch auf unserem Programm. Geschäftstüchtig wie die Italiener zuweilen sind, fanden wir in der Kathedrale keine Wachskerzen. Nach dem üblichen Obulus durfte man einen Schalter betätigen und die entsprechende elektrische Kerze auf A4 oder D7 leuchtete.
Auf einer Terrasse mit schönem Ausblick über die Bucht bis nach Diano Marina erfrischten wir uns mit leckerem Eis bis es auch schon wieder Zeit wurde, die Rückfahrt anzutreten.

 

Daß Motorradfahrer hier absolute Narrenfreiheit genießen, habe ich schon einmal erwähnt. Dann kann es auch schon mal passieren, daß ein Italiener in Jeans mit Ballettschühchen, das T-Shirt zwischen den Schulterblättern hängend, ein wie ein Fähnchen im Wind flatterndes Westchen tragend mit einem Affentempo an uns vorbeischießt. Die rechte Hand am Gasgriff, die linke Hand lässig in die Hüfte gestemmt, beim Überholen das rechte Bein zum Gruß nach außen und voll Stoff bei Gegenverkehr in einer Linkskurve ein Auto überholt. Na ja, die Lebenserwartung solcher Spezies ist unserer Ansicht nach nicht sehr hoch.

 

Die Küstenstraße führte uns wieder zurück nach Ventimiglia zum Camping Roma, wo wir uns auf der Bar-Terrasse niederließen. Ein paar Tische neben uns vertrieben sich 3 Biker und eine Bikerin aus Österreich die Zeit mit Kartenspielen. Von Spiel zu Spiel steigerte sich bei einem von ihnen zwar nicht das Kartenglück aber immerhin der Alkoholpegel. Dafür nahm die Fähigkeit zur Koordination bei ihm immer mehr ab. Später, nachdem er von seinen hilfsbereiten Kumpanen wieder auf die Füße gestellt wurde, machte er sich schwankend auf den Weg zum Zelt. Das Mädel folgte mit einigen Schritten Abstand und distanzierte sich grinsend mit der Äußerung: "Den kenn ich nicht!" Nach dieser amüsanten kleinen Episode suchten auch wir bald unser Nachtlager auf - nicht ganz so schwankend wie der Österreicher.


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