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Alpentour der Moselbikers 2013

Nun ist sie vollbracht: Die 2013er Alpentour der Moselbikers! Für mich waren es insgesamt 9 Tage pures Motorradfahren, quasi von der ersten bis zur letzten Minute des Tages. Insgesamt waren es dann 2600 km, wenn man alle Tagesausflüge und die längeren Anfahrt und Rückfahrt gewählt hatte. Und es war ein beeindruckendes Erlebnis!

Die Anfahrt ging zusammen mit Oli, Weitzi und Alex in einer ersten Tagesetappe bis in die Nähe von Günzburg, wo das lauschige Anwesen von Alex steht. Das waren direkt mal etwas über 400 km, die zeitweise mehr an den vierten Teil der Hollywood-Trilogie „Hangover“ erinnerten, als an ein seriöses Motorradteam. Dafür hatte das Duo Oli-Weitzi schon von der ersten Minute an zu viel Sprengkraft. Es wurde also viel gelacht und der Abend war geradezu traumhaft bei leckerem Essen (die Spieße!) und idyllischer Familienanbindung inklusive einem Hunderudel und einem Pferd mit einem französischen Namen, den ich aber mal wieder vergessen habe. ;-)) Und der Taxifahrer musste uns dann in gelöster Stimmung auf dem Rückweg ins Hotel ertragen. Und bekam für seine Leidenstour ein ordentliches Trinkgeld.

Tag zwei begann mit herrlichen Strecken in Bayern, die wenig später von dem weniger schönen Fernpass und einem kräftigem Schauer abgelöst wurden. Bei der Ankunft in Jerzens warteten schon Andrea und Mario auf uns, die über den Schwarzwald gefahren waren und trockenen Fußes bis ins Pitztal kamen. Es blieben aber die einzigen mit einer trockenen Anfahrt, aber egal. Da muss man bei der Anreise halt mal durch.

Der Montag begann mit schwerem Regen im gesamten Alpenraum, so dass wir uns entschlossen, Samnaun zum Kaffeetrinken aufzusuchen und nur eine kleine Runde von ca. 150km zu drehen. Bei Kälte und Regen bekommen die Alpen ja wirklich etwas Mystisches. Meine durchgeweichte Hose hatte in Kombination mit dem nicht enden wollenden Regen aber nichts mehr mit Mystik zu tun. Das Frieren war doch sehr real.

Und es kam noch schlimmer: Auf der Abfahrt von Samnaun über die Alte Zollstrasse rutschte JörgF. das Hinterrad weg und die Maschine gute zehn Meter den Abhang herunter. Er blieb zum Glück unverletzt oben auf der Straße liegen, aber der Schreck saß uns allen doch sehr in den kalten Gliedern. Zwei kleine Bäume hielten die V-Strom im Hang – zum Glück. Denn dahinter ging es zweihundert Meter in die Tiefe. Die Maschine stellte sich hinterher aber als wirtschaftlicher Totalschaden heraus. Vielleicht lässt sie sich wieder aufbauen. Wir werden sehen.

Am Dienstag standen dann Reschensee und Stilfser Joch auf dem Programm. Die halb versunkene Kirche bei Reschen durfte bei einer Alpentour natürlich nicht fehlen und das Stilfser Joch schien uns zumindest befahrbar zu sein, denn der Regen hatte aufgehört und die Straßen in den Tälern waren schon weitestgehend trocken.

Das Stilfser Joch gehört unbedingt zu den motorradfahrerischen Highlights in Europa! Die 48 Kehren bis auf fast 2800 Meter sind Herausforderung und Bestätigung zugleich. Zumindest wenn man es bis oben geschafft hat. Meine Tiger nahm die Aufgabe mit knurriger Freude an und verfolgte die führende GS verbissen bis in die letzten Kehren. Erst auf den letzten Höhenmetern lag dann Schnee und kamen die nassen Straßen. Aber schließlich überwog die Freude, diesen Gipfel erklommen oder besser: erfahren zu haben. Oben gab es dann die beste Bratwurst der Welt (und wohl auch die teuerste ;-)) ). Aber das gönnt man sich dann. Ein langer Aufenthalt war wegen des einsetzenden Schneefalls nicht mehr gewünscht und so kurvten wir dann auf der anderen Seite talwärts.

Also fast alle, denn Oli musste leider auf seine Hinterradbremse verzichten. Sein Oldtimer gönnte ihm den Spaß offensichtlich nicht mehr, aber schlussendlich waren alle im warmen Tal beim gemütlichen Kaffeetrinken.
Nun noch schnell den Bernina in der Schweiz drangehängt und das bei bestem Wetter. Auch dort lag Schnee, aber die strahlende Sonne ließ die Laune auf Rekordhöhe steigen. Und weil es so schön war, noch fix über den Ofenpass. Ich sage mal: Das war die Tour meines Lebens! Abends waren wir alle knülle, aber glücklich. So glücklich, wie ein Motorradfahrer nur sein kann.

Am nächsten Tag waren wir erst auf den Kühtai und dann auf den Jaufenpass. Routinierte Alpenprofis wie wir halten natürlich noch an den schönen Stellen und Orten und machen ihre Reisefotos. So beispielsweise am Kühtai-Kraftwerk mit diesem traumhaften See davor. Oder oben auf dem Kühtai für ein Gruppenfoto. Oder vor der Edelweisshütte auf dem Jaufenpass.

Naja, letzteren Stopp verdankten wir eher diesen gigantischen Torten in der Edelweisshütte, die es zusammen mit einem italienischen Kaffee für unschlagbare 5 Euro gab. Muss man mal probiert haben, finde ich. Und gab als Belohnung für die Fahrkilometer echt was her. Um es mit Weitzis Worten zu sagen: „Die kann was, die Torte!“.

Also auf zum Timmelsjoch. Das zweite Ober-Mega-Highlight nach dem Stelvio auf jeder Mopped-Alpentour. Die Auffahrt unbeschreiblich, traumhaft, mit Ausblick und Kurven, einfach nur geil. Angasen beim Freien Fahren war ausnahmsweise gestattet und so konnte jeder gen Himmel stürmen, wie er wollte. Und ich wollte. Und der Tiger unter mir auch. Und so wurde, was sein musste: Locke wurde endgültig zum Gipfelstürmer.

Am nächsten Tag war Wedeltag. Das Hahntenjoch verwöhnte den engagierten Alpentouristen mit engen, aber schnellen Kurven. Einmal so warm gefahren ging es dann ins Namlos-Tal, das entgegen seiner Bezeichnung seinem Namen doch verdient. Für diese Kurven brauchte es keinen Namen, das kennt sowieso jeder, der auf zwei Rädern unterwegs ist. Also weiter Richtung deutscher Grenze zum Plansee, der sich nicht nur wie in einem Reiseführer oder gar Werbebroschüre von seiner schönsten Seite zeigte, sondern auch von einer kurvendominierten Straße umgeben ist, die ihresgleichen sucht. Besser konnte es kaum noch werden, denn auch die Temperaturen stiegen unaufhaltsam an. Langsam aber sicher wurde es heiß.

Dafür kamen wir dann zu zwei der wenigen Mautstrassen in Deutschland, die beide jeden Euro wert waren. Traumhafte Routen wechselten sich mit ebenso träumerischen Ausblicken ab und belohnten uns für das Wedeln in der Sonne an diesem immer heißer werdenden Tag.

Ein Golfressort lud schließlich am Karwendel zu einer Pause ein, die Gerd und ich sofort nutzen, um uns von unseren Klimamembranen zu trennen. Und da man so etwas ja nicht in aller Öffentlichkeit macht, suchten wir uns den Weg in die Männer-Toilette in diesem Golf-Club der betuchteren Art. Blöd nur, wenn gerade zwei alte Männer mit heruntergelassenen Hosen in der Herren-Toilette stehen und die Golfer nicht mit diesem Anblick rechnen. Allerdings hatten wir auch nicht damit gerechnet, was der geneigte Golfer mit ans Pissoir nimmt: Seinen Golfschläger. Keine Ahnung, warum. Es war für alle Beteiligten so etwas wie die Begegnung der dritten Art.

Nun blieb noch der Freitag, den wir wegen der unsicheren Wetterprognosen etwas ruhiger angehen lassen wollten. „Etwas ruhiger“ hieß bei unserem Tourguide Klaus, dass wir mit einer Seilbahn auf über 2000 Meter Höhe fuhren und uns dann todesmutig mit Rennrodeln an einer Schienenstrecke ins Tal stürzten! Was für ein Gaudi! Und das auf der längsten Alpine-Coaster-Achterbahn der Welt! Muss man unbedingt mal gemacht haben.

Und weil die Stimmung so gut war, ging es dann für einige von uns auf den Kaunertaler Gletscher. Das dritte Mega-Ober-Hyper-Highlight nach Stelvio und Timmelsjoch und ebenfalls wie das Stilfser Joch ca. 2800 Meter hoch. Und wieder Freies Fahren! Und wieder ein Erlebnis, was man so schnell nicht vergisst! Vor allem die Kehren 6 und 5, zwischen denen eine Senkung die Maschinen erst auf Block bringt, um sie dann wieder heraus zu feuern. Mein Tiger konnte fliegen und hatte sogar ganz passable Flugeigenschaften! Man munkelte übrigens auch, eine abhebende Ducati gesichtet zu haben – wem auch immer diese gehören mag…

Blieb uns auf dem Rückweg unserer Freitags-Tour noch der obligatorische Almauftrieb, in dem sich unsere mitreisende Ducati nur mit ausgestelltem Motor vorbei getraute, um die großen, bösen Milchkühe nicht zu reizen. Man weiß ja nie, auch wenn die nur spielen wollen oder neugierig sind, schubsen sie vielleicht noch jemanden um. Ist aber zum Glück nichts passiert, die Alpviecher interessierten sich kein Stück für italienische Motorenkunst. Oder englische. Oder deutsche. Oder überhaupt für uns.

Ein letzter Stopp noch beim Bungee-Stüberl, in dem man von der Terrasse aus noch bekloppteren Sportsfreunden bei ihrer Risikosportart zusehen konnte, oder besser hätte zusehen können, wenn denn Springtime (ACHTUNG: Wortspiel!) gewesen wäre. War aber nicht so und so erfreuten wir uns am Nervenkitzel der Brückenüberquerung und eines gigantischen Kaiserschmarrns.

Auf der Rückfahrt noch ein Stopp bei Touratech in Niedereschach und wir bekamen den erwarteten Vortrag von Joe Pichler über dreißig Jahre Abenteuer mit dem Motorrad auf allen Kontinenten der Welt und waren doch begeistert. Sämtliche Gerüchte, ich hätte zuvor den Lagerverkauf von Touratech gesprengt und am meisten von allen eingekauft, entbehren allerdings völlig jeglicher Grundlage. Ebenso wie die Fotoretuschen, auf dem ich plötzlich auf einem BMW-Motorrad sitze. Das hat so NIE, NICHT und NIEMALS stattgefunden!

Was bleibt als Fazit: Das war die aufregendste, schönste, längste, geilste, aufregendste, interessanteste, lustigste und einfach tollste Motorradtour ever!

Mal sehen, was nächstes Jahr kommt….

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